28. März 2024

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Bauern erwarten wegen Trockenheit geringere Ernteerträge

Zu wenig Niederschlag in vielen Regionen und die geopolitische Lage machen den Bauern Sorgen. Sie gehen von einer geringeren Ernte aus. Der Bauernpräsident hat eine Forderung an den Wirtschaftsminister.

Wegen der anhaltenden Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands steht den Bauern eine unterdurchschnittliche Ernte bevor – mit regionalen Unterschieden.

«In Summe ist es in vielen Teilen Deutschlands zu trocken. Das heißt letztendlich auch, dass wir im zweiten Jahr in Folge eine kleinere Ernte einfahren werden», sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, zum Erntestart im brandenburgischen Dahme/Mark.

Sorgen macht den Bauern auch die Energiekrise wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Entscheidend für die zuverlässige Versorgung mit Lebensmitteln ist aus Sicht des DBV-Präsidenten die Verfügbarkeit von Gas.

Prognose: 3 Prozent unter Vorjahresergebnis

Der Deutsche Bauernverband erwartet eine Getreideernte von rund 41,2 Millionen Tonnen. Damit liegen die Prognosen mit 3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Da waren es 42,3 Millionen Tonnen. Die Ernteerträge der Jahre 2015 bis 2020 lagen mit durchschnittlich 44,2 Millionen Tonnen noch höher.

In weiten Teilen des Landes fiel demnach weniger Regen als üblich, die Wasservorräte im Boden sind nach wie vor viel zu gering. Einige Betriebe rechneten entgegen dem Trend auch mit einer guten Ernte, sagte Rukwied. Für die Herbstkulturen sei der weitere Witterungsverlauf in den kommenden Monaten entscheidend.

Diese Aussichten seien ein «weiterer Mosaikstein von negativen Ereignissen», sagte Rukwied und verwies auf prognostizierte kleinere Ernteerträge in Europa und international wichtigen Anbaugebieten wie den USA. Die Ernährungssituation sei global angespannt, auch wegen der Energie-Krise. Ruckwied zeigte sich pessimistisch, ob die Bauern die Ernten in den kommenden Jahren weiter stabil halten können. Die massiven Einschränkungen der EU-Kommission würden zu einem deutlichen Rückgang der Ernteerträge in ganz Europa führen, erklärte er.

«Angesichts der dramatischen Nahrungsmittelknappheit in einigen Ländern, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, ist es beschämend, dass Europa nicht versucht, hier zu helfen, obwohl wir es könnten», kritisierte Rukwied. «Wir Bauern fühlen uns moralisch dazu verpflichtet und werden von der Politik daran gehindert.»

Landwirtschaft braucht Gas

Beunruhigt zeigte sich Rukwied über die politische Entscheidung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die zweite Alarmstufe beim Gas auszurufen. Gerade die Landwirtschaft sei auf Gas als Hauptenergieträger angewiesen. «Wir benötigen Gas für die Herstellung von Stickstoffdünger.» Sollte dieser fehlen, würden die Ernteerträge deutlich einbrechen, warnte der Bauernpräsident. Erträge könnten auf bis zu 40 Prozent zurückgehen. Er forderte für den gesamten Lebensmittelbereich eine Priorisierung beim Gas.

Katrin Wenz, Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hält angesichts der sich zuspitzenden Probleme auf den internationalen Agrarmärkten und den massiven Anstieg der Getreidepreise eine Änderung des Konsums für notwendig. Das müsse aber politisch gefördert werden. «Der zu hohe Pro-Kopf-Konsum von Fleisch und Milchprodukten in Deutschland verbraucht weltweit zu viel Fläche, die wir für Nahrung statt für den Anbau von Futtermitteln nutzen könnten», sagte Wenz.

Der Flächenumfang des Getreideanbaus in Deutschland hat sich nach Angaben des Bauernverbandes im Vergleich zum Vorjahr kaum geändert – anders ist aber die Zusammensetzung. Während etwa weniger Hafer angebaut wird, ist die Sommerweizen-Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um knapp drei Viertel gewachsen. Die Anbaufläche von Sommergerste wird demnach um ein Fünftel größer. Beim Winterraps hat die Fläche leicht zugenommen.

Wegen der derzeit guten Preise am Markt könnte sich der Aufwärtstrend bei der diesjährigen Herbstaussaat fortsetzen, so der Verband. Das könnte den Markt für Pflanzenöle entlasten, auf dem große Mengen aus der Ukraine fehlten.