25. April 2024

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Commerzbank findet neuen Aufsichtsratschef

Schon wieder muss die Commerzbank sich mit Personalien befassen. Für einen wichtigen Posten gibt es nun eine Lösung. Alle Fragen sind damit aber nicht beantwortet.

Die Commerzbank hat eine große Personalsorge weniger: Das Institut will die Spitze des Aufsichtsrates mit dem langjährigen Genossenschaftsbanker Helmut Gottschalk neu besetzen, wie der Frankfurter MDax-Konzern am späten Sonntagabend mitteilte.

Mit der Nominierung des 69-Jährigen präsentiert das in einem radikalen Umbau steckende Institut nicht einmal zwei Wochen nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Chefkontrolleur Hans-Jörg Vetter einen Nachfolger. Vetter war erst seit Anfang August im Amt.

Der Aufsichtsrat beschloss den Angaben zufolge, Gottschalk der Commerzbank-Hauptversammlung als neues Mitglied des Kontrollgremiums vorzuschlagen und den ehemaligen Chefkontrolleur der DZ Bank (27. Mai 2010 – 30. Mai 2018) unmittelbar nach seiner Bestellung zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Commerzbank zu wählen.

Einen Termin für das Aktionärstreffen gibt es noch nicht. Die für den 5. Mai geplante Hauptversammlung hatte die Bank wegen der vakanten Aufsichtsratsposten verschoben. Offen ist weiter die Nachfolge von Andreas Schmitz, der sein Mandat am vergangenen Mittwoch mit sofortiger Wirkung niedergelegt hatte. Schmitz, ehemals Vorstandssprecher und Aufsichtsratschef der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt, war Anfang des Jahres in den Commerzbank-Aufsichtsrat eingezogen und als möglicher Vetter-Nachfolger gehandelt worden.

Die Bank teilte mit, sie rechne auch für die Nachfolge von Schmitz «mit einem zeitnahen Vorschlag durch den Aufsichtsrat, so dass kurzfristig die Hauptversammlung terminiert … werden» könne.

Gottschalk hat nach seiner Ausbildung bei der Sparkasse Calw den größten Teil seines Berufslebens in der genossenschaftlichen Finanzgruppe verbracht. 1982 wurde er Vorstandsmitglied der Volksbank Herrenberg, zum 1. Oktober 1997 dann Sprecher des Vorstandes der Volksbank Herrenberg-Rottenburg in Baden-Württemberg.

Dem Aufsichtsrat der DZ Bank gehörte Gottschalk seit 2003 an, seit 2008 als stellvertretender Vorsitzender. Als Aufsichtsratschef führte er das genossenschaftliche Spitzeninstitut durch die Nachwehen der Finanzkrise. Gottschalk gilt zudem als einer der maßgeblichen Architekten der – nach fast einem halbem Dutzend vergeblichen Anläufen – 2016 geglückten Fusion von DZ Bank und WGZ zur Zentralbank für Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken.

Gottschalk sei «keiner, der laut wird und auf den Tisch haut», sagen Wegbegleiter. Aber er habe aber Durchsetzungsstärke zum Beispiel in einem so komplexen Konstrukt wie dem DZ-Bank-Konzern bewiesen.

Die Commerzbank hat turbulente Monate hinter sich. Im Sommer erklärten der damalige Vorstandschef Martin Zielke und der damalige Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann nach harscher Kritik von Investoren ihren Rücktritt – das Geldhaus stürzte in eine Führungskrise.

Unter dem seit Jahresbeginn amtierenden neuen Vorstandschef Manfred Knof hat sich die Commerzbank einen harten Sparkurs verordnet. Die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern soll bis Ende 2024 von knapp 40.000 auf 32.000 zusammengestrichen werden. Das Filialnetz in Deutschland wird auf 450 Standorte fast halbiert, das Auslandsgeschäft wird geschrumpft. Nach einem Milliardenverlust 2020 peilt das Institut zumindest im Tagesgeschäft im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen an.