Saunabauer sind gelassene Menschen. Sprechen sie über ihr Geschäft, so geht es auch um sie selbst: Wie oft sie saunieren und wie viele Gänge es sind – früher stets drei, heute auch mal nur einer.
Und, natürlich, wie das ihr Immunsystem stärke und wie entspannt sie doch seien. Die Werbebotschaft, der zufolge Saunieren eine gute Sache ist und die eigene Sauna noch etwas viel Besseres, schwingt zwar stets mit. Dennoch wirkt es authentisch. Ihre Gelassenheit dürfte geholfen haben in der Corona-Krise, die sich wirtschaftlich positiv wie negativ ausgewirkt hat: Die Nachfrage von Privatleuten sprang an, die Aufträge von Firmenkunden brachen weg.
Ulrich Müther, Chef der von seinem Vater gegründeten Firma Anton Müther GmbH, ist einer von Deutschlands Saunabauern. Vor knapp vier Jahrzehnten begann er in dem Unternehmen aus Haltern am See am Rande des Ruhrgebiets. Mit Blick auf 2020 sagt der 70-Jährige: «So einen Nachfragesprung habe ich noch nie erlebt. Leute, die früher noch nicht mal dran gedacht hätten, kommen jetzt und kaufen eine Sauna.» Der Auftragseingang sei so hoch, dass er zu wenig Bauteile bekomme, etwa spezielle Hölzer aus Finnland. Die Zeit zwischen Auftrag und Installation habe sich von den üblichen sechs bis acht Wochen auf bis zu acht Monate verlängert.
Auf der einen Seite der Privatkunden-Boom, auf der anderen Seite die Flaute bei Firmenkunden: «Die halten ihr Geld zusammen, um durch die Krise zu kommen.» Dabei meint Müther private Bäderbetreiber, Fitnessstudios und Hotels. Kommunale Bäder seien nicht so knapp bei Kasse, die nutzten die coronabedingten Schließungen mitunter für Modernisierungen. Insgesamt wuchs der Umsatz seiner 20-Mitarbeiter-Firma um 20 Prozent auf 4 Millionen Euro.
Die Entwicklung der Firma liegt im Trend. Rolf Pieper vom Deutschen Sauna-Bund sieht sie auch bei anderen Herstellern und beruft sich auf eine Branchenumfrage: privates Hoch, gewerbliches Tief.
Deutschland hat laut Sauna-Bund rund 30 Millionen regelmäßige Saunagänger. Als die öffentlichen Saunen coronabedingt zumachen mussten, wuchs der Wunsch nach einem eigenen Schwitzkasten. Bei einem Preiskorridor von grob gesagt 2000 bis 30.000 Euro für Privatsaunen konnte sich beileibe nicht jedermann so einen Wunsch erfüllen, aber viele Privatleute entschieden sich zum Kauf. Insgesamt, berichtet Pieper, liege das Umsatzplus der deutschen Saunabauer im Jahr 2020 bei etwa 10 Prozent. «Der Branche geht es gut», sagt das Präsidiumsmitglied des Deutschen Sauna-Bundes.
Auch der Pfälzer Hersteller Jockers vermeldet gute Geschäfte. «Unser gesundes Umsatzwachstum, das wir durch den Bauboom schon in den Vorjahren hatten, hat sich fortgesetzt», sagt Geschäftsführer Tobias Biersch. Das Unternehmen mit 12 Mitarbeitern setzt größtenteils auf Privatkunden, was in Corona-Zeiten ein Vorteil ist.
Die Branche ist mittelständisch geprägt, weitere Wettbewerber heißen Teka aus Hannoversch Münden (40 Mitarbeiter) und Finnjark aus Bispingen südlich von Hamburg (20 Mitarbeiter). In der Regel fingen die Unternehmen als Tischlereien an, die sich mit den Jahren spezialisiert haben auf Saunen und andere Wellnesskomponenten. Ihr Jahresumsatz liegt im einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Mit großem Abstand Marktführer ist Klafs aus Schwäbisch Hall nördlich von Stuttgart. Der Umsatz der 730-Mitarbeiter-Firma kletterte 2020 um knapp 10 Prozent auf 115 Millionen Euro. Angaben zum Gewinn macht die auch im Ausland tätige Firma nicht. Wachstumstreiber im vergangenen Jahr war der private Bereich mit einem Plus von mehr als 20 Prozent. «Die Nachfrage war so hoch, dass wir an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen sind», sagt Firmenchef Stefan Schöllhammer. Durch Corona-Schutzmaßnahmen sei die Produktion erschwert worden, so gab es zum Beispiel Schichtarbeit in kleineren Gruppen.
Das Geschäft mit gewerblichen Kunden habe hingegen Einbußen verbucht, Fitnessstudios und Thermen seien durch Lockdowns «extrem belastet» und hätten entsprechend zurückhaltend bestellt. Wellnesshotels seien als Kunden hingegen bei der Stange geblieben, auch weil sie außerhalb der Lockdownzeiten viele Gäste hatten und es bei ihnen für diesen Sommer schon viele Reservierungen gebe. Dementsprechend optimistisch blickten solche Hotels auf die Zeit nach den Corona-Einschränkungen und investierten auch in ihren Saunabereich, sagt Schöllhammer.
Verglichen mit früher haben sich die Kundenwünsche nach den Worten des Klafs-Chefs gewandelt. Früher hätten die Kunden einen Einbau im Untergeschoss gewünscht, das habe sich geändert. «Der Keller ist verpönt», sagt Schöllhammer. «Heutzutage werden Saunen nicht mehr unten in einem dunklen Raum mit kleinem Fenster versteckt, sondern in den Wohnraum integriert.» Das Badezimmer als Sauna-Standort sei angesagt – dass Badezimmer bei Neubauten heutzutage in der Regel größer seien als früher, sei ein Vorteil. Klafs setzt auch auf kleine kompakte Modelle, die in das Arbeits- oder Schlafzimmer passen.
Was früher ein eher pragmatischer Holzkasten im Keller war, ist heute ein Designobjekt geworden. Die Preise sind dementsprechend gestiegen – die Hersteller bieten hochwertigere Saunen als früher an mit Glasfassaden, edlen Hölzern und anderen kostspieligen Komponenten.
Laut Sauna-Bund hat die Pandemie den Trend zum Saunieren verstärkt. «Die Menschen denken mehr an ihre Gesundheit, und sie wollen etwas Entspannung und Ablenkung haben in düsteren Zeiten», sagt Präsidiumsmitglied Pieper. Auch Saunabauer Müther sieht die Branche im Trend und auch perspektivisch mit guten Geschäften, schließlich verstärke sich bei den Menschen der Wunsch nach einer gesunderen Lebensführung. «Sport machen, sich gesund ernähren und in die Sauna gehen – dann muss man im Alter auch weniger in der Apotheken-Umschau blättern.»
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