28. März 2024

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Corona-Krise bremst Existenzgründer aus

Nach dem Plus bei den Existenzgründungen 2019 hatte sich für das vergangene Jahr ein weiterer Zuwachs angedeutet. Doch die Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung.

Die Corona-Krise hat die Pläne vieler Existenzgründer im vergangenen Jahr zunichte gemacht. Nach Daten der staatlichen Förderbank KfW wagten etwa 537.000 Menschen den Sprung in Selbstständigkeit und damit 68.000 oder gut 11 Prozent weniger als in den zwölf Monaten zuvor.

Frauen hielten allerdings besser durch als Männer. «Frauen hielten häufiger an Gründungen fest und passten ihre Geschäftsidee in der Krise an», erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib am Dienstag.

Im Vorkrisenjahr 2019 war die Zahl der Existenzgründungen erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen. Die Hoffnung auf einer weitere Zunahme bremste die Pandemie aus. Im laufenden Jahr rechnet Köhler-Geib jedoch mit einem Aufwärtstrend: «Der konjunkturelle Aufschwung gibt Rückenwind und auch der Arbeitsmarkt dürfte eher positiv auf die Gründungstätigkeit wirken.» Zudem seien viele weit fortgeschrittene Vorhaben aufgrund der Pandemie verschoben worden.

«Mit dem ersten Shutdown im Frühjahr 2020 wurde klar, dass die Pandemiebekämpfung harte, wenig planbare Maßnahmen verlangt», erklären die KfW-Ökonomen in ihrem jährlichen «Gründungsmonitor». «Das hat die wirtschaftliche Unsicherheit massiv erhöht.»

Rückgänge gab es demnach im vergangenen Jahr sowohl bei den Gründungen zum Nebenerwerb (minus 41.000 auf 336.000) als auch bei denjenigen, mit denen Menschen vollständig ihren Lebensunterhalt verdienen. Bei diesen sogenannten Vollerwerbsgründungen wurde nach einem Minus von 27.000 auf 201.000 ein neuer Tiefpunkt erreicht.

Vor allem Männer wagten nach Angaben der KfW im Corona-Jahr 2020 seltener den Schritt in die Selbstständigkeit. Unter ihnen sank die Zahl der Existenzgründer binnen Jahresfrist deutlich um 58.000 auf 332.000. Dagegen blieb die Zahl der Gründerinnen mit einem Rückgang von 10.000 auf 205.000 nahezu stabil. Gründungen von Frauen machten somit 38 (2019: 36) Prozent aller Existenzgründungen in Deutschland aus.

Positiv ist aus Sicht der Ökonomin der Anstieg der so genannten Chancengründungen im Krisenjahr auf 80 Prozent (2019: 73 Prozent). «Viele Menschen haben gegründet, wenn sie eine Geschäftsgelegenheit gesehen haben und nicht aus der Not heraus.» Der Anteil der Notgründungen sank auf ein Allzeittief. Dabei dürfte nach Einschätzung Köhler-Geibs insbesondere das erweiterte Kurzarbeitergeld eine Rolle gespielt haben.

Im Vergleich der 16 Bundesländer ist das Gründungsgeschehen seit Jahren in Berlin am lebhaftesten. Nach KfW-Berechnungen begannen in der Bundeshauptstadt im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 181 Personen eine selbstständige Tätigkeit. Neu auf Platz 2 liegt Hamburg (129 Existenzgründungen pro 10.000 Erwerbsfähige), vor Schleswig-Holstein (120) und Bayern (109). Das im Vorjahr zweitplatzierte Brandenburg, das üblicherweise von der regen Gründungstätigkeit in Berlin profitiert, fiel coronabedingt auf den fünften Platz zurück (104 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige).

Viele neue Jobs entstehen durch Existenzgründungen zumeist nicht: Wie im Vorjahr handelte es sich in 79 Prozent der Fälle im vergangenen Jahr um Sologründungen, die überwiegend keine zusätzlichen Beschäftigten haben.

Auch bei der Aufgabe des Geschäfts hinterließ die Pandemie im vergangenen Jahr Spuren. Etwa vier von zehn Gründerinnen und Gründern haben nach Erkenntnissen der KfW 2020 ihre selbstständige Tätigkeit binnen fünf Jahren nach Geschäftsaufnahme wieder beendet. Bei mehr als der Hälfte (56 Prozent) der Abbrüche war den Angaben zufolge die Corona-Krise entscheidend. Hauptgrund war Unwirtschaftlichkeit, aber auch persönliche Gründe spielten eine Rolle, wie beispielsweise eine Covid-19-Erkrankung.

Von Jörn Bender und Friederike Marx, dpa