29. März 2024

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Endspurt beim 9-Euro-Ticket – letzte Reisen, neue Vorschläge

Nochmal günstig Ausflüge machen: Am Wochenende sind viele mit dem Billigfahrschein unterwegs gewesen. Vor dem Ende der Aktion zieht das Bundesumweltamt erste Lehren - und sieht Chancen für den Klimaschutz.

Wenige Tage vor Auslaufen des 9-Euro-Tickets dringt auch das Umweltbundesamt auf ein Nachfolgemodell. «Die Leute steigen um, wenn es einfach ist, wenn es günstig ist und wenn es flexibel genutzt werden kann», sagte der Präsident der Behörde, Dirk Messner, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Verkehrsunternehmen wollen an diesem Montag eine Bilanz der dreimonatigen Rabattaktion ziehen. Demonstrationen für eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets zogen am Wochenende nicht die erhofften Teilnehmerzahlen an.

Stattdessen nutzen wieder viele Menschen das Ticket für Ausflüge. Die Deutsche Bahn sprach von einer guten Nutzung. Vor allem touristische Ziele standen im Fokus, der Betrieb laufe aber unauffällig. Während der drei Monate seien mehr Fahrgäste im Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona. «Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt», sagte Vorstandsmitglied Evelyn Palla.

Viele Käufer des 9-Euro-Tickets haben nach eigenen Angaben das Auto durch Bus und Bahn ersetzt. 31 Prozent der Erwachsenen nutzten die Aktionsfahrkarte häufig auf Strecken, die sie sonst im Auto zurückgelegt hätten, wie eine Yougov-Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur ergab. Weitere 18 Prozent gaben an, sogar immer das Auto durch den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ersetzt zu haben.

«Ein attraktives, deutschlandweit gültiges Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket könnte der Türöffner sein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nach und nach als eine attraktive Alternative zum Auto erkannt werden», sagte Umweltamt-Chef Messner. Ein solcher Türöffner sei dringend nötig. Zugleich müsse aber in den Ausbau und die Qualitätsverbesserung des öffentlichen Verkehrs investiert werden.

Bundesländer fordern mehr Geld

Das 9-Euro-Ticket läuft Ende August aus. Ob und – falls ja – ab wann es ein Nachfolgemodell gibt, ist offen. Die Bundesländer haben vom Bund einen Vorschlag für eine Nachfolgeregelung und erneut mehr Geld für Busse und Bahnen gefordert. Der Verkehrssektor gilt als ein Sorgenkind beim Klimaschutz, Klimaziele drohen verfehlt zu werden.

«Wir brauchen einen stärkeren Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel und eine Reduzierung des privaten Verkehrs und der Nutzung privater Pkw», sagte Messner. Ein 9-Euro-Ticket sei dauerhaft aber kaum finanzierbar. «Ein deutschlandweites 49-Euro-Ticket oder ein 69-Euro-Ticket wäre aber sinnvoll und mit dem Abbau umweltschädlicher Subventionen im Verkehr finanzierbar.»

Die Zahlungsbereitschaft der Nutzer ist unterschiedlich groß. 31 Prozent entschieden sich in der Yougov-Umfrage für die Antwortmöglichkeit 29 Euro pro Monat. 23 Prozent hätten lieber wieder ein 9-Euro-Ticket. Die ebenfalls diskutierten Monatspreise von 49 Euro und 69 Euro finden deutlich weniger Anklang.

Wie viele 9-Euro-Tickets verkauft wurden, will die Branche an diesem Montag bekannt geben. Allein die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben 26 Millionen verkauft. Branchenweit waren es nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen bis Anfang August insgesamt rund 38 Millionen. Hinzu kommen die rund zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die entsprechende Erstattungen erhalten.

Auf mehreren kleinen Kundgebungen ist am Wochenende für den Erhalt des 9-Euro-Tickets demonstriert worden. In Stuttgart kamen einige Dutzend Menschen zusammen, Mainz waren es knapp 150 Demonstranten. Die Proteste waren Teil eines bundesweiten Aktionstags mehrerer Umweltgruppen und Parteien.

«31-Euro-Ticket für Bedürftige, 69-Euro-Ticket für alle anderen»

Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) schlug im Hessischen Rundfunk vor: «Ein 31-Euro-Ticket für Bedürftige und ein 69-Euro-Ticket für alle anderen. Das würde ungefähr zwei Milliarden Euro kosten.» Auch nach Ansicht von Gewerkschaftsvertretern sollte es eine Nachfolgeregelung geben. Die Landesverbände von Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Bayern machen sich für ein bundesweites 365-Euro-Ticket stark.

Die meisten Bahn-Beschäftigten sind nach Darstellung der Gewerkschaft EVG aber froh über das Ende des 9-Euro-Tickets. Das 9-Euro-Ticket sei zwar ein Erfolg, «die Beschäftigten aber sind am Ende und machen drei Kreuze am 31. August, wenn das Ticket ausläuft», sagte Vize-Gewerkschaftschef Martin Burkert der «Augsburger Allgemeinen» (Samstag).

Berlins Senat steht mit seiner Idee eines eigenen Nachfolgeangebots für das 9-Euro-Ticket vor schwierigen Gesprächen mit Brandenburg. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wandte sich am Wochenende gegen den Vorstoß aus der Hauptstadt. Berlin legt seine Fahrpreise im gemeinsamen Tarif mit Brandenburg fest.