19. März 2024

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Gespaltenes Reiseland Deutschland in der Corona-Pandemie

Urlaub zu Pfingsten am Timmendorfer Strand oder in den Bergen: Die Reiselust in Deutschland ist nach der Corona-Zwangspause groß. Doch nicht überall ist klar, ob Hotels und Ferienwohnungen öffnen dürfen.

Großes Interesse an Urlaubsbuchungen im Norden, Sorgen in Tourismusregionen im Südwesten: Die unterschiedlichen Öffnungsstrategien der Bundesländer sorgen für Verunsicherung.

Während die touristischen Modellregionen in Schleswig-Holstein einen wahren Ansturm von Buchungsanfragen verzeichnen, fürchten Besitzer von Hotels und Ferienwohnungen im Schwarzwald und am Bodensee, beim Wiederanlaufen des Inlandstourismus ins Hintertreffen zu geraten. In Oberbayern blieb ein Buchungsboom für Pfingsten bislang aus.

Die Stuttgarter Landesregierung habe für die Reisebranche in Baden-Württemberg noch keine klaren Perspektiven aufgezeigt, kritisierte ein Sprecher der Schwarzwald Tourismus GmbH. «Es ist leider ein sehr chaotisches Bild.» Es gebe zwar einen «Riesenandrang» von Reisewilligen in der Region. «Aber wir können derzeit keine Zusage machen, dass Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätze bereits zu Pfingsten geöffnet sind.» Die Internationale Bodensee Tourismus GmbH beklagte: «Existenzen von Unternehmen und deren Beschäftigten stehen auf dem Spiel, wenn sich der Re-Start in einigen Destinationen weiter verzögert.» Das Sozialministerium in Baden-Württemberg versprach, rechtzeitig vor Pfingsten Klarheit zu schaffen.

Konkreter wurde bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der ankündigt hatte, Urlaub im Freistaat in den Pfingstferien in Regionen mit niedrigen Corona-Infektionszahlen wieder zu erlauben. Ein Buchungsboom in den oberbayerischen Urlaubsregionen zu Pfingsten blieb bislang aber aus. Das Interesse sei groß, es gebe aber noch Unsicherheiten, sagte der Geschäftsführer der Tourismusverbandes Oberbayern und München, Oswald Pehel. «Wir brauchen Antworten, vor allem was die Teststrategie betrifft.» Hotels und Ferienwohnungen sollen am 21. Mai Gäste empfangen dürfen, wenn die Inzidenz mindestens sieben Tage unter 100 liegt.

In den Tourismuszentralen der Inneren Lübecker Bucht, der Schleiregion, des Kreises Nordfriesland und der Gemeinde Büsum laufen nach Angaben der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein unterdessen die Telefone heiß. In der Inneren Lübecker Bucht unter anderem mit dem Ort Timmendorfer Strand ist von Samstag an wieder Urlaub unter strengen Auflagen möglich. Die Insel Sylt und der Kreis Nordfriesland heißen bereits seit dem 1. Mai wieder Gäste willkommen. Erlaubt ist auch die Anreise von Urlaubern, die nicht in Schleswig-Holstein wohnen, sofern sie einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen können.

Das Nachbarland Niedersachsen will vom kommenden Montag an mit einem Stufenplan in Lockerungen einsteigen. In Kreisen und Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 soll Tourismus unter Auflagen möglich sein – zunächst aber nur für niedersächsische Gäste.

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Buchungssituation wegen eines noch unklaren Öffnungsdatums nach Angaben des Landestourismusverbandes noch nicht aussagekräftig. «Gleichwohl stellen wir auf Basis aktueller Umfragen eine hohe Nachfrage nach Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern fest», sagte Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf. Rund 60 Prozent der Kapazitäten seien gebucht: «Wir gehen von einer raschen Zunahme der Buchungen aus, sobald ein genauer Öffnungstermin bekannt ist.»

Nach Einschätzung des Reisekonzerns Tui könnten die geplanten stufenweisen Lockerungen im Deutschland-Tourismus noch rechtzeitig für eine stabile Sommersaison auch im Inland kommen. «Insbesondere in den Küstenregionen und in den Bergen wird es einen Run auf Urlaubshotels geben», glaubt die Managerin Nicole Sohnrey, die bei dem Branchenprimus unter anderem für Auto- und Städtereisen zuständig ist. Für die inländischen Ziele werde aus derzeitiger Sicht ein «starker Sommer» erwartet.

Wichtigste Urlaubsgegend hierzulande dürfte demnach 2021 wieder die Ostseeküste werden. In den touristischen Modellregionen Schleswig-Holsteins hätten die Buchungen schon zuletzt deutlich angezogen, man liege hier gut 70 Prozent über dem Vorjahr. Aber auch das Interesse an Ferien in Ostfriesland, auf der mecklenburgischen Seenplatte, im Schwarzwald oder in Bayern sei hoch, berichtete Tui. «Sobald Urlaub in Deutschland wieder möglich ist, rechnen wir mit einem sprunghaften Anstieg des Buchungsvolumens», erklärte Sohnrey.