19. März 2024

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Gewerkschaften fordern Jobsicherheit bei Industrieumbau

Die Industrie steht vor einem erheblichen Umbau - vor allem durch Klimawandel und Digitalisierung. Die Gewerkschaften befürchten einen Arbeitsplatzabbau und haben Forderungen an die künftige Regierung.

Die IG Metall hat am Freitag bundesweit für einen sozialverträglichen Umbau der Industrie demonstriert. Nach Gewerkschaftsangaben gingen mehr als 50.000 Menschen in über 50 Städten auf die Straße.

Hintergrund sind die erwarteten Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft durch Klimawandel, Digitalisierung und Verschiebungen der globalen Kräfteverhältnisse. Die Gewerkschaft befürchtet unter anderem einen Arbeitsplatzabbau im Zuge von Klimaschutzmaßnahmen.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte die möglichen Ampelpartner SPD, Grüne und FDP auf, Schritte zu einer sozialen, ökologischen und demokratischen Transformation zu gehen. «Wir brauchen erhebliche Zukunftsinvestitionen», sagte Hofmann der Deutschen Presse-Agentur.

Forderungen an neue Regierung

Mit dem Aktionstag wollte die Gewerkschaft ihren Forderungen an die künftige Bundesregierung Nachdruck verleihen. Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) organisierte Proteste ihrer Belegschaften und mahnte von der nächsten Bundesregierung eine ausgewogene Politik beim klimaneutralen Industrieumbau an.

Bei einer Kundgebung nahe dem Berliner Reichstagsgebäude sagte IG-Metall-Chef Hofmann, dass in den kommenden zehn Jahren 500 Milliarden Euro nötig seien, um den ökologischen und digitalen Wandel zu unterstützen. Die Gewerkschaft pocht auf verbindliche Zusagen für Beschäftigung und Qualifizierung.

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis sagte bei einer Kundgebung im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen, die Transformation könne das größte Modernisierungs- und Standortsicherungsprogramm der deutschen Industrie seit Jahrzehnten werden. Veränderung dürfe aber nicht über die Köpfe der Beschäftigten hinweg entschieden werden. Es sei richtig, von der Industrie zu erwarten, nachhaltiger und klimaneutral zu werden. «Nachhaltige Industriepolitik muss dann aber dafür sorgen, dass die Standorte hier eine Zukunft haben und sich hier auch verändern können.»

Voraussetzungen für «nachhaltigen Wandel»

Allein in Stuttgart gingen laut IG Metall rund 10.000 Beschäftigte auf die Straße. Bezirkschef Roman Zitzelsberger sagte: «Klimawandel, Digitalisierung und alternative E-Antriebe verändern Gesellschaft und Wirtschaft und damit unsere Arbeitswelt.» Die IG Metall stehe hinter dieser Transformation. «Allerdings müssen Unternehmen und Koalitionäre jetzt die Voraussetzungen für einen sozialen und ökologisch nachhaltigen Wandel schaffen, damit wir auch morgen noch sichere und gute Arbeitsplätze haben.»

Der geschäftsführende Arbeitsminister und SPD-Vizechef Hubertus Heil kündigte vor den Metallgewerkschaftern an, dass eine Ampelkoalition «den Weg in die Weiterbildungsrepublik» gehen wolle. Heil verhandelt für die SPD federführend den Bereich Arbeit mit Grünen und FDP.

Ausdrücklich stellte sich Heil hinter das IG-Metall-Konzept eines Transformationskurzarbeitergelds, mit dem Beschäftigte ihre Jobs behalten und sich weiterqualifizieren können sollen, wenn ein Unternehmen wegen des technologischen Wandels umgebaut wird. Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner betonte bei der Kundgebung in Berlin, mit den geplanten Investitionen würden Wohlstand und die Arbeitsplätze von morgen geschaffen.

Der neue Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, sprach sich bei einer Kundgebung der IG Metall vor der Zentrale der Thyssenkrupp-Stahlsparte in Duisburg für den Erhalt der Stahlindustrie aus. «Wir müssen alles tun, damit wir in Deutschland auch weiterhin Stahl wettbewerbsfähig produzieren können», sagte der CDU-Politiker vor den laut IG Metall rund 6000 Metallern. Es gehe darum, Klimaschutz und Industrie zu versöhnen.