29. März 2024

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Ifo-Geschäftsklima sinkt überraschend

Die Sorgen in den Unternehmen über ihre künftigen Geschäfte nehmen zu, zeigt das Ifo-Geschäftsklima. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer fiel zum ersten Mal seit Jahresbeginn.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Der Ifo-Index für das Geschäftsklima sank um 0,9 Punkte auf 100,8 Zähler, wie das Münchner Institut bekanntgab.

Das führende deutsche Konjunkturbarometer, das auf einer Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen basiert, fiel damit erstmals seit Beginn des Jahres. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 102,5 Punkte gerechnet.

Ausschlaggebend für den Rückgang ist die Einschätzung der künftigen Geschäfte. Hier ging der entsprechende Indexwert zurück, während die Bewertung der aktuellen Lage erneut besser war. «Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Nach Einschätzung von Fuest hat der Optimismus in den Chefetagen deutscher Firmen «merklich» abgenommen. Im Dienstleistungssektor, der zuletzt besonders stark von den Lockerungen der Corona-Maßnahmen profitierte, habe sich das Geschäftsklima verschlechtert. Fuest wies aber darauf hin, dass die Dienstleister nach wie vor mit steigenden Umsätzen rechnen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Juni.

«Der Pandemieverlauf ist weiterhin ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Seiner Einschätzung nach deuten die Ergebnisse der Ifo-Umfrage darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft das Konjunkturhoch hinter sich lasse und im Herbst «vom Aufholmodus in den Normalmodus» wechseln werde.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Sommerhalbjahr kräftigen wachsen werde. Eine mögliche vierte Corona-Welle und die Reaktion der Politik darauf dürften die Wirtschaft aber im vierten Quartal belasten. «Wir rechnen mit einer massiven Verlangsamung des Wachstums, aber nicht mit einem Schrumpfen der Wirtschaft», sagte Krämer.

Am Devisenmarkt geriet der Euro nach Veröffentlichung der Ifo-Daten unter Druck und gab die Kursgewinne aus dem frühen Handel ab.