28. März 2024

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Inflation in Deutschland im Januar bei 4,9 Prozent

Die Hoffnung auf einen deutlichen Rückgang der Inflation zu Jahresbeginn hat sich nicht erfüllt. Vor allem der starke Anstieg der Energiepreise macht einen Strich durch die Rechnung.

Die Inflation in Deutschland bleibt zu Jahresbeginn unerwartet hoch. Zwar sank die Teuerungsrate im Januar auf 4,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Im Dezember hatte sie noch bei 5,3 Prozent gelegen. Analysten hatten allerdings einen deutlich geringeren Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat von im Schnitt 4,4 Prozent erwartet.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Auch an mickrig verzinsten Ersparnissen nagt eine höhere Teuerung.

Angeheizt wurde die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft von einem weiteren Sprung der Energiepreise. Verbraucher mussten im Schnitt im Januar 20,5 Prozent mehr für Haushaltsenergie und Sprit zahlen als ein Jahr zuvor. Dazu trug Ökonomen zufolge auch der Anstieg der CO2-Abgabe zu Jahresbeginn um 5 Euro auf 30 Euro je Tonne Kohlendioxid bei, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

«Die unerwartet hohe Teuerungsrate von 4,9 Prozent im Januar geht vor allem auf das Konto der rasant gestiegenen Preise für Gas und Strom, wobei noch lange nicht alle Versorger ihre Absatzpreise an die erhöhten Einkaufspreise angepasst haben», erläuterte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Inflation werde im weiteren Jahresverlauf langsamer zurückgehen, als von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhofft. «Wegen der gestiegenen Inflationsrisiken sollte die EZB den Fuß vom Gas nehmen.»

Deutlicher Anstieg der Energiepreise

Der Effekt aus der Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung, der die Verbraucherpreise 2021 ebenfalls angeheizt hatte, entfiel zu Beginn des laufenden Jahres. Dennoch bleibe die Inflationsrate hoch, erklärte die Wiesbadener Behörde. Einen Einfluss hätten weiterhin krisenbedingte Effekte, wie Lieferengpässe, die die Herstellung verteuern, und der deutliche Anstieg der Energiepreise.

Viele Ökonomen erwarten vorerst keine schnelle durchgreifende Entspannung an der Preisfront. «Das Jahr 2022 hat inflationär begonnen und wird es bleiben», sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Anzeichen für eine gefährliche Spirale aus steigenden Löhnen und steigenden Preisen sieht er bislang aber nicht.

Um die Verbraucher zu entlasten, könnte die Ökostromumlage bereits im Sommer abgeschafft werden. «Wenn die Koalition sich darauf verständigt, dann würde ich es finanziell möglich machen, dass die EEG-Umlage zur Jahresmitte entfällt», sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Die EEG-Umlage über die Stromrechnung soll nach den bisherigen Plänen der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP zum 1. Januar 2023 abgeschafft werden. Die Umlage zur Förderung des Ökostroms nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) soll dann aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.

Die Inflation ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der europäischen Währungshüter. Die Notenbank strebt eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent im Euroraum an und ist zumindest zeitweise bereit, ein moderates Über- oder Unterschreiten zu akzeptieren. Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer ultralockeren Geldpolitik die Teuerung anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will.

Eine baldige Zinserhöhung im Euroraum ist vorerst nicht in Sicht. EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane hatte erst jüngst die Einschätzung der Währungshüter bekräftigt, wonach die Inflation im Laufe des Jahres deutlich zurückgehen sollte. Nach Einschätzung der DZ Bank dürfte sich ein deutlicher Rückgang der Teuerungsraten noch weiter in die Zukunft verschieben. «Ob das aber etwas an der zögerlichen Haltung der Notenbank ändert, dürfte vorerst bezweifelt werden.», sagte DZ Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein.

In Deutschland lag der harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI, den die Notenbank für ihre Geldpolitik heranzieht, im Januar um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats und um 0,9 Prozent über dem Stand von Dezember 2021.

Von Friederike Marx, dpa