18. April 2024

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Lockdowns haben Briten Lust auf Bier verdorben

Während der Pandemie griffen die Menschen in Großbritannien vermehrt zu Wein und Spirituosen - weniger zum Bier. Das macht dem Verband der Bierbrauer und Pubs Sorgen.

Der schönste Platz ist immer an der Theke: Der Refrain dieses Gassenhauers aus den 1950er-Jahren beschreibt gut das Lebensgefühl vieler Menschen in Großbritannien.

Die befanden nämlich offensichtlich, dass Bier nur im Pub so richtig gut schmeckt und griffen während der Lockdowns im vergangenen Jahr vermehrt zu Wein und Spirituosen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Branchenverbandes British Beer and Pub Association hervor.

«Die Lockdowns und die Schließung der Pubs im Jahr 2020 haben dazu geführt, dass die Briten mehr Wein und Schnaps getrunken haben als in vorherigen Jahren, dafür aber weniger Bier», sagte Verbandschefin Emma McClarkin. Insgesamt stieg demnach sowohl der Alkoholkonsum der Briten durch Wein als auch durch Schnaps um zwei Prozentpunkte an, während jener in Form von Bier um vier Prozentpunkte zurückging. Die Bierverkäufe insgesamt fielen den Angaben nach im vergangenen Jahr sogar um fast 15 Prozent.

Mit Wein auch mehr Alkohol konsumiert

Den Daten des Verband zufolge führt das dazu, dass in Großbritannien im vergangenen Jahr erstmals mehr reiner Alkohol über Wein und Spirituosen konsumiert wurde als über Bier. Keine guten Neuigkeiten für die Brauer und Pubs, denn in den Kneipen wird vor allem Bier ausgeschenkt. Von zehn dort verkauften Getränken seien sieben ein Bier, hieß es in der Verbandsmitteilung. Das entgangene Geschäft an den Zapfhähnen konnten die Brauer aber während der Pandemie im Supermarkt nicht wieder gut machen.

Dabei geht es den Interessenvertretern aber keineswegs nur ums Geld, wie sie betonen. Es gehe auch um die Gesundheit, denn Bier sei mit nur 4,2 Prozent Alkohol «ideal für den moderaten Genuss», so McClarkin. Ob die Pub-Besucher, die sich seit dem Sommer wieder uneingeschränkt Bier in britischen Kneipen zapfen lassen können, tatsächlich auch weniger Alkohol zu sich nehmen, scheint jedoch zumindest fraglich.

Der Verband sieht sich jedenfalls durch die Ankündigung des britischen Finanzministers vor einigen Wochen, die Steuer auf Bier zu senken, die auf hochprozentigen Alkohol aber zu erhöhen, in seiner Argumentation bestätigt. Ob das den Niedergang der Pub- und Bierkultur in Großbritannien aufhalten kann, ist jedoch ungewiss. Der Anteil von Wein am britischen Alkoholgenuss steigt bereits seit den 70er-Jahren stetig an, der von Bier geht hingegen seit Jahrzehnten zurück. Das gleiche gilt für die Kneipen. Schon vor der Pandemie war oft die Rede von einem Pub-Sterben. Die Lockdowns haben diese Entwicklung beschleunigt.

Von Christoph Meyer und Larissa Schwedes, dpa