28. März 2024

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Luxuskonzern steigt indirekt bei Birkenstock ein

Birkenstock-Sandalen sind auf allen Kontinenten bekannt. Das deutsche Familienunternehmen will weltweit wachsen und verkauft die Mehrheit seiner Anteile an globale Investoren. Der Preis bleibt geheim.

Einst als etwas altbacken geltend, heute eine Kultmarke auch bei manchen Promis: Der weltbekannte Sandalenhersteller Birkenstock geht mehrheitlich an die amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und die Familienholding Financière Agache.

«Über die Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart», teilt das Unternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Linz am Rhein mit. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung der zuständigen Wettbewerbsbehörden. Die Partnerschaft sei für Birkenstock «der nächste logische Schritt, um auch in Zukunftsmärkten wie China und Indien weiter stark zu wachsen».

Die Erben Christian und Alex Birkenstock begründeten den Verkauf so: «Für die nächsten 250 Jahre brauchen wir Partner mit der gleichen strategischen und langfristigen Vision wie die der Familie Birkenstock. In L Catterton and Financière Agache haben wir diese Partner gefunden.» Eine Anspielung darauf, dass Birkenstock schon fast 250 Jahre alt ist – die Anfänge reichen bis 1774 zurück.

L Catterton ist mit dem französischen Luxushersteller LVMH mit Marken wie Christian Dior, Louis Vuitton und Kenzo verbandelt. Financière Agache ist die Holdinggesellschaft des milliardenschweren LVMH-Chefs Bernard Arnault. Er verwies darauf, Birkenstock habe sich «zu einer der wenigen ikonischen Marken in der Schuhindustrie entwickelt. Wir schätzen Marken mit diesem langen Erbe sehr.»

Auch andere Bieter hatten Interesse an Birkenstock bekundet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur blieb davon am Schluss der luxemburgische Finanzinvestor CVC übrig, bis Birkenstock schließlich nur noch mit L Catterton und Financière Agache zu Ende verhandelte.

Das deutsche Familienunternehmen in sechster Generation mit rund 4300 Beschäftigten steht nach eigenen Angaben wirtschaftlich auf stabilen Füßen. 2019 habe es rund 720 Millionen Euro Umsatz bei 130 Millionen Nettogewinn verbucht – und auch im Corona-Jahr 2020 trotz zweimonatiger Fabrikschließungen Erlöse etwa auf Vorjahresniveau erwirtschaftet.

Bei seinem Teilverkauf geht es Birkenstock nach eigenen Worten um neue Marktzugänge in Asien und dem Mittleren Osten. Christian und Alex Birkenstock bleiben Minderheitsgesellschafter. Ein dritter Bruder ist längst von Bord gegangen. 2012 stiegen laut Birkenstock mit Oliver Reichert und Markus Bensberg erstmals familienfremde Chefs ins Unternehmen ein, das in Linz am Rhein auf einer Burg residiert.

Keinesfalls handele es sich um den Ausverkauf einer deutschen Traditionsfirma, versichert Birkenstock. Alle Jobs blieben erhalten. Erst kürzlich seien die Investitionen in die Produktionsstätten erhöht worden. Diese befänden sich fast alle in Deutschland – abgesehen von einem Standort in Portugal.

Der indirekte Einstieg von LVMH mit seinen Luxusmarken – verteuern sich Birkenstock-Schuhe nun? Nein, versichert ein Firmensprecher. Weiterhin werde für die Breite der Bevölkerung produziert, los gehe es mit rund 60 Euro für ein Schuhpaar. Sonderkollektionen in Zusammenarbeit mit Designern könnten natürlich erheblich teurer sein.

Hippies, Ärzte und Pfleger entdeckten einst Birkenstock-Sandalen für sich. Viele Menschen wählten sie als bequeme Haus- und Freizeitschuhe. Birkenstock bezeichnet sich als Erfinder des Fußbetts. Heute setzt das Unternehmen mit 16 Standorten in Deutschland und zahlreichen Vertriebsniederlassungen im Ausland auf Lifestyle. Sandalen verkauft Birkenstock nach eigenen Angaben in mehr als 100 Ländern. Das Unternehmen bietet auch geschlossene Schuhe, Socken, Taschen und Gürtel an – und seit 2017 auch Naturkosmetik und Betten.

Von Jens Albes, dpa