29. März 2024

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Park-Now-Chefin: Städten fehlt oft ein Mobilitätskonzept

Ob Pop-up-Radwege oder autofreie Zonen: Viele Städte und Kommunen nehmen bei der Verkehrsplanung inzwischen stärker die Bedürfnisse von Nicht-Autofahrern in den Blick. Ihnen fehlten dabei aber ganzheitliche Ideen, kritisiert die Deutschlandchefin von Park Now.

Die Deutschlandchefin der Parkplatz-Such-App Park Now, Heidi Wildemann, vermisst in vielen Kommunen und Städten ein umfassendes Mobilitäts- und Park-Konzept.

«Es werden viele Dinge ausprobiert», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt aber kein eindeutiges, glasklares Konzept.» Städte und Kommunen versuchten sehr fragmentiert, etwa den Auto-Parkraum für andere Verkehrsmittel wie Roller oder Lastenräder, aber auch für Fußgänger umzunutzen. Dabei werde oft nicht berücksichtigt, dass es nach wie vor viel Parkverkehr gebe, den die Städte bewältigen müssten.

«Das Auto ist mittelfristig aus den Innenstädten nicht wegzudenken», sagte Wildemann. Während der Corona-Krise habe der Individualverkehr sogar zugenommen. Eine Option seien deshalb mehr Parkhäuser. Sie würden dabei helfen, den Parksuchverkehr zu reduzieren und zu konzentrieren und gleichzeitig Platz am Straßenrand zu schaffen. «Doch da wird relativ wenig gemacht», kritisierte Wildemann.

Mehr Parkhäuser könnten demnach auch in den Außenbezirken von großen Städten entstehen und dort mit dem öffentlichen Nahverkehr verknüpft werden. Solche Park&Ride-Angebote, wie es sie etwa in und um München gebe, könnten die Innenstädte vom Autoverkehr zusätzlich entlasten. «Besonders in den Außenbezirken ist es für viele Menschen nicht möglich, auf das Auto zu verzichten», sagte Wildemann.

Mit der Park-Now-App können Autofahrer ihren Stellplatz digital bezahlen. Außerdem zeigt die App auf Basis gesammelter Verkehrsdaten an, wo und zu welcher Uhrzeit die Wahrscheinlichkeit hoch ist, noch einen freien Parkplatz zu ergattern. Das Unternehmen gehört bislang zur Your-Now-Gruppe der beiden Autohersteller Daimler und BMW. Vor einigen Wochen wurde der Verkauf an den schwedischen Konkurrenten Easy Park bekannt. Noch müssen die Wettbewerbsbehörden dem Schritt zustimmen.

Um den klimaschädlichen Autoverkehr vor allem in Innenstädten zu reduzieren, haben vor allem größere Städte damit begonnen, Straßenraum umzuwidmen. So wandelte etwa in Berlin der Senat zahlreiche Parkspuren kurzfristig in Radwege um, richtete autofreie Verkehrszonen ein und plant weitere.

Der ADFC teilt die Kritik Wildemanns. «Es ist richtig, die meisten Kommunen haben noch kein Konzept dafür, wie sie den Verkehr zukunftsfest machen», teilte Verkehrsexpertin Stephanie Krone mit. «Ganz grob gesagt muss ganz Deutschland ja den Autoverkehr halbieren und Rad, Fuß und ÖPNV verdoppeln, um die Klimaziele zu erreichen und Lebensqualität in die Städte zurückzubringen.» Für Autos müssten dabei Lösungen abseits des Straßenrands gefunden werden.

«Der wertvolle Platz auf der Straße wird für Wichtigeres gebraucht, als für großvolumige Privatfahrzeuge, die manchmal tagelang nur herumstehen», betonte Krone. Straßenparken müsse eingeschränkt und verteuert werden. Parkhäuser nicht nur für Autos, sondern auch für Fahrräder seien deshalb wichtige Bestandteile solcher künftigen Konzepte. Viele bereits bestehende Parkhäuser in den Städten stünden indes leer. «Wenn das Straßenparken eingedämmt wird, werden sich die meist nur spärlich genutzten Parkhäuser automatisch füllen – und man wird sogar noch neue sogenannte Quartiersgaragen brauchen.»