29. März 2024

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ProSiebenSat.1 stellt höhere Dividende in Aussicht

«Es war ein Quartal der Rekorde!», sagt ProSiebenSat.1-Chef Beaujean. Trotzdem sieht sich der Aufsichtsrat genötigt, ihm demonstrativ das Vertrauen auszusprechen.

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 verbucht Werbeeinnahmen in Rekordhöhe und hat deshalb seine Prognose für das laufende Jahr leicht angehoben.

Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte am Donnerstag in Unterföhring: «Wir haben die höchsten Werbeerlöse und den höchsten Umsatz in einem dritten Quartal erreicht.» Den Aktionären stellte er eine höhere Dividende in Aussicht: Der bereinigte Konzernjahresüberschuss, den ProSiebenSat.1 in der Regel zur Hälfte als Dividende ausschüttet, soll nun «deutlich» über dem Vorjahreswert von 221 Millionen Euro liegen.

Großaktionär unzufrieden

Silvio Berlusconi, ehemaliger italienischer Ministerpräsident und mit fast 24 Prozent der Anteile einziger Großaktionär von ProSiebenSat.1, soll nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazin «Business Insider» trotzdem unzufrieden mit Beaujean sein: Berlusconi wolle den im kommenden Juni auslaufenden Vertrag des Senderchefs nicht verlängern und drei Aufsichtsratsposten mit seinen Leuten besetzen, berichtete das Magazin am Donnerstag. Berlusconis Mediaset-Gruppe will eine europäische Medienholding aufbauen. Beaujean hält eine solche Fusion aber für sinnlos und setzt bei ProSiebenSat.1 stark auf lokale Shows, Infotainment und Sportereignisse.

ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Werner Brandt stellte umgehend klar: «Der Aufsichtsrat unterstützt voll und ganz den Vorstand und die Strategie von ProSiebenSat.1. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens, seitdem Rainer Beaujean mit seinem Team im März 2020 das Unternehmen leitet.»

Laut Beaujean herrscht zwischen Unterföhring und Mediaset in Mailand praktisch Funkstille. «Wir sind immer offen für Kontakt und fragen, ob Interesse besteht. Wir bekamen bisher immer zur Antwort, dass das nicht so ist», sagte er.

Werbeerlöse steigen unerwartet hoch

Für das laufende Jahr strebt ProSiebenSat.1 einen Umsatzanstieg von 11 Prozent auf rund 4,5 Milliarden Euro an. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (adjusted Ebitda) soll auf etwa 840 Millionen Euro steigen. Grund für die wachsende Zuversicht ist der unerwartet starke Anstieg der Werbeerlöse: Sie lagen im dritten Quartal «wieder deutlich über dem Vor-Corona-Niveau und übertrafen den Wert aus dem dritten Quartal 2019 klar um 12 Prozent». ProSiebenSat.1 sei im deutschen TV-Werbemarkt mit einem Anteil von 38,7 Prozent «klarer Marktführer», betonte Beaujean.

Mit diesem Rückenwind stieg der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15 Prozent auf 1,055 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis legte um neun Prozent auf 162 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieben 73 Millionen Euro Gewinn, ein Plus von sechs Prozent.

Auch mit der Entwicklung der übrigen Geschäftsfelder zeigte sich Beaujean zufrieden. Die ParshipMeet-Sparte konnte den Quartalsumsatz dank der Übernahme der US-Datingplattform Meet Group auf 129 Millionen und das Betriebsergebnis auf 25 Millionen Euro steigern. Miteigentümer General Atlantic will die ParshipMeet-Gruppe nächstes Jahr an die Börse bringen und seine Anteile dann versilbern. ProSiebenSat.1 will seine Anteile behalten, weil es Synergien gebe und das Plattformgeschäft sehr profitabel sei.

Das Segment Commerce & Ventures mit den anderen Internetshops und Plattformen wuchs zwar organisch, blieb aber im dritten Quartal mit 198 Millionen Euro Umsatz und gerade einmal 14 Millionen Euro Betriebsergebnis unter Vorjahresniveau. Hauptgrund war der Verkauf der Online-Apotheke Windstar Medical. ProSiebenSat.1 kauft kleine Unternehmen, macht die Marken mit Fernsehwerbung bekannt und verkauft sie wieder.