16. April 2024

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Sieben Millionen 9-Euro-Tickets verkauft

Ab diesem Mittwoch gilt das 9-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr. Unternehmen und Politik hoffen dabei auch auf neue Erkenntnisse über die Nutzung des ÖPNV. Eine entscheidende steht aber schon fest.

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket bleibt hoch: Bis kurz vor dem Ticket-Start an diesem Mittwoch sind bereits sieben Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Dienstag mitteilte.

«Es gibt also einen richtigen Run auf das 9-Euro-Ticket», sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Die Zahlen beziehen sich auf alle Verbünde und Unternehmen sowie auf Verkäufe online, an Schaltern oder an Automaten. «Das sind zusätzliche Kunden, die bislang kein Abonnement haben», betonte der Minister.

Für den ÖPNV begeistern

Mit dem 9-Euro-Ticket beginnt für die Branche und die Politik an diesem Mittwoch ein Experiment. Mit den Sondertickets können Verbraucherinnen und Verbraucher für jeweils 9 Euro im Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland fahren. So sollen sie auf der einen Seite angesichts der hohen Inflation entlastet werden. Gleichzeitig sollen möglichst viele Menschen für den umweltfreundlicheren Umstieg auf Busse und Bahnen begeistert werden.

Der VDV schätzt, dass pro Monat rund 30 Millionen Menschen das 9-Euro-Ticket nutzen werden – entweder über ihre Abos oder mit einem neu gekauften Ticket. «Unser Wunsch ist, dass wir nicht nur viele Neukunden gewinnen und auch behalten, sondern dass wir langfristig den ÖPNV attraktiv gestalten können», sagte Bremens Verkehrssenatorin und Vorsitzende der Verkehrsminister-Konferenz (VMK), Maike Schaefer (Grüne), am Dienstag.

Die 9-Euro-Ticket-Phase soll deshalb auch Aufschluss darüber geben, was der ÖPNV braucht, um abseits des Preises attraktiv zu bleiben. Eine Erkenntnis gibt es aus Sicht des VDV schon jetzt: Es braucht mehr Geld.

«Wir werden zu wenig Angebot haben für einen echten Umstieg in den Städten und in den Ballungsräumen», sagte Verbandspräsident Ingo Wortmann am Dienstag. «Dort brauchen wir in Zukunft Taktverdichtungen, das muss finanziert werden.» In ländlichen Regionen wiederum müsse häufig überhaupt erstmal ein Angebot im ÖPNV geschaffen werden. «Es gibt ländliche Räume, da ist am Wochenende überhaupt kein Angebot.»

Debatten rund ums Geld

In der Diskussion rund um das Sonderticket ging es zwischen Bund und Ländern in den vergangenen Monaten auch deshalb vor allem um mehr Mittel. Bundesminister Wissing verwies am Dienstag auf eine jüngst eingesetzte Bund-Länder-Arbeitsgruppe, in der Fragen rund um Ausbau, Finanzierung und Effizienz des ÖPNV behandelt werden sollen. «In dieser Arbeitsgruppe jetzt diese Erkenntnisse einfließen zu lassen, das ist der richtige Weg», sagte Wissing.

Die VMK-Vorsitzende Schaefer warnte davor, dass die Verkehrsunternehmen aufgrund der Unterfinanzierung nach den drei Monaten mit 9-Euro-Ticket plötzlich die Preise erhöhen könnten. Angesichts des Ansturms auf das 9-Euro-Ticket sei klar, «dass wir dieses zurückgewonnene Vertrauen auch nicht nach drei Monaten wieder verspielen dürften, indem die Tarife sich dann erhöhen», sagte sie.

Wissing spricht von «Erfolgsprojekt»

Debatten rund ums Geld dürften die kommenden drei Monate ebenso prägen, wie die Erfahrungen der Fahrgäste auf ihren Reisen im ÖPNV. Eine erste Bewährungsprobe steht bereits am kommenden Wochenende an, wenn Millionen Menschen in den Pfingsturlaub fahren wollen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat das 9-Euro-Ticket im Nah- und Regionalverkehr schon vor dem Start als «Erfolgsprojekt» bezeichnet. Der enorme Ansturm auf das Ticket sei ein sehr ermutigendes Signal, sagte der FDP-Politiker am Dienstag bei den Haushaltsberatungen im Bundestag. Es zeige, dass eine große Zahl von Menschen bereit sei, etwas Neues auszuprobieren. «Das ist die Abstimmung der Bürgerinnen und Bürger über dieses Erfolgsprojekt.»