25. April 2024

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US-Notenbank drosselt milliardenschwere Konjunkturhilfen

Nach ihren massiven Hilfsprogrammen in der Corona-Krise will die US-Notenbank damit beginnen, ihre Geldpolitik zu straffen. Der erste Schritt ist die Drosselung ihrer konjunkturstützenden Anleihekäufe.

Die US-Notenbank leitet angesichts hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums den Ausstieg aus ihren enormen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise ein.

Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch für November eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar pro Monat um 15 Milliarden Dollar an. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.

Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, ändert sich aber vorerst nichts. Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, die Fed hatte Anleger bereits entsprechend vorbereitet. Die Drosselung der Anleihekäufe dürfte in den kommenden Monaten schrittweise in gleicher Größenordnung weitergehen, so dass das Programm im Juni 2022 auslaufen würde. Die Währungshüter behalten sich jedoch vor, das Tempo je nach wirtschaftlicher Entwicklung bei Bedarf anzupassen.

Leitzins wird nicht angehoben

Die Leitzinsen dürften indes noch etwas länger an der Nulllinie bleiben. «Wir glauben nicht, dass es an der Zeit ist, die Zinsen anzuheben», sagte Fed-Chef Jerome Powell nach den geldpolitischen Beschlüssen bei einer Pressekonferenz. Trotz einer erheblich besseren Lage am Arbeitsmarkt gebe es noch Raum für Verbesserungen. An der Börse wird Mitte 2022 – nach dem Ende des Anleihekaufprogramms – mit dem ersten Zinsschritt gerechnet. Damit wäre die Fed wohl schneller als die Europäische Zentralbank (EZB), deren Präsidentin Christine Lagarde Spekulationen auf Zinserhöhungen am Mittwoch erneut dämpfte.

An den Finanzmärkten kamen Powells Aussagen gut an. Die US-Börsen setzten ihre Rekordjagd mit der Aussicht auf eine vorerst anhaltende Billiggeldversorgung durch die Notenbank fort. Powell räumte zwar ein, dass die erhöhte Inflation keinesfalls der Fed-Definition von Preisstabilität entspreche, betonte aber – wie zuvor schon der Rat der Notenbanker in seinem Statement – dass hinter der erhöhten Teuerung in den USA in erster Linie vorübergehende Faktoren stehen dürften. Zudem bekräftigte er, dass die USA das Ziel der Vollbeschäftigung trotz Fortschritten noch nicht erreicht hätten.

Die Fed hatte auf die Corona-Krise mit einer extremen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert. Doch inzwischen ist die Notenbank unter Druck, einen Gang herunterzuschalten. Die US-Inflationsrate legte im September auf 5,4 Prozent zu und erreichte damit – wie schon im Juni und Juli – das höchste Niveau seit 2008. Die Teuerung liegt damit deutlich über dem Fed-Zielwert von zwei Prozent. Angesichts hoher Energiepreise und anhaltender Lieferprobleme im Welthandel wird immer deutlicher, dass die erhöhte Inflation kein – wie von der Fed zunächst angenommen – relativ rasch vorübergehendes Phänomen ist.

Unterdessen hat sich die US-Wirtschaft weitgehend von der Krise erholt. In den Sommermonaten verlor das Wachstum zwar wegen Lieferengpässen in der Industrie und steigender Corona-Fallzahlen wieder deutlich an Schwung. Doch kritisch scheint die Lage nicht mehr. So beschleunigte sich etwa der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft laut Daten des Arbeitsmarktdienstleisters ADP im Oktober unerwartet. Mit Spannung wird der breiter gefasste Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag erwartet. Im September war die Arbeitslosenquote in den USA auf 4,8 Prozent gefallen. Vor der Pandemie lag sie allerdings bei nur 3,5 Prozent.