19. März 2024

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US-Wirtschaft wächst im zweiten Quartal erneut solide

Nach dem coronabedingten Horrorjahr 2020 geht es wirtschaftlich wieder deutlich bergauf in den USA. Aber könnte die Delta-Variante die Erholung ausbremsen?

Die US-Wirtschaft erholt sich weiter von dem schweren Einbruch durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr. Im zweiten Quartal 2021 nahm die Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet um 6,5 Prozent zu, wie aus Daten der US-Regierung hervorging.

In den USA werden Wachstumszahlen für die Quartale stets auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben damit an, wie sich die Wirtschaft entwickeln würde, wenn das Wachstumstempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind.

Analysten hatten für das zweite Quartal ein stärkeres Wachstum von hochgerechnet mehr als 8 Prozent erwartet. Dennoch wurde die erreichte Rate als robust gewertet. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, erklärte, mit den neuen Quartalszahlen habe die US-Wirtschaft die Verluste der vergangenen 18 Monate wieder ausgeglichen. Dies sei sein «weiterer Beleg für die bemerkenswerten Fortschritte, die wir dabei gemacht haben, unsere Wirtschaft aus einem der dunkelsten Momente in ihrer Geschichte» zu holen und wieder anzukurbeln.

Bereits im ersten Quartal war die US-Wirtschaft, vor allem beflügelt vom starken privaten Konsum, solide gewachsen: auf das Jahr hochgerechnet um 6,3 Prozent. Die wirtschaftliche Erholung wurde Analysten zufolge angetrieben durch Impfungen und großangelegte Konjunkturhilfen.

Riesiges Corona-Konjunkturpaket

Im Frühjahr hatte der US-Kongress ein Corona-Konjunkturpaket in Höhe von rund 1,9 Billionen US-Dollar verabschiedet. Das entspricht fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in den USA. Im vergangenen Jahr hatte der Kongress bereits Pakete mit einem Volumen von rund 3 Billionen Dollar auf den Weg gebracht. Die beispiellosen Hilfen waren eine Reaktion auf einen ebenso außergewöhnlichen Abwärtstrend: Wegen der Corona-Krise war die US-Wirtschaft im vergangenen Jahr in historischem Ausmaß eingebrochen. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte 2020 um 3,5 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit 1946 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Schätzungen zufolge soll das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft in diesem Jahr insgesamt um rund 7 Prozent wachsen. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, sagte, die US-Wirtschaft werde in diesem Jahr so stark wachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dies sei zum Teil auch schlicht ein Aufholeffekt nach dem Wirtschaftseinbruch im vergangenen Jahr.

Powell betonte, auf dem Arbeitsmarkt seien weitere Fortschritte nötig, um das von der Fed angestrebte Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen. Die Arbeitslosenquote ist mit 5,9 Prozent immer noch deutlich höher als vor der Pandemie. Anfang 2020 hatte die Quote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Zahl der Erstanträge auf Arbeislosenhilfe sinkt

In der vergangenen Woche sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe – ein Kurzfrist-Indikator für den Jobmarkt. Im Wochenvergleich fiel die Antragszahl um 24.000 auf 400000, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Die Zahl geht im Trend seit Jahresbeginn zurück. Sie liegt aber noch deutlich über dem Niveau von vor der Corona-Krise, als pro Woche etwa 200.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt wurden. Vor der Krise herrschte in den USA nahezu Vollbeschäftigung. Durch die Pandemie verloren jedoch Millionen Amerikaner ihren Job.

Kein Land der Welt wurde in absoluten Zahlen so stark von der Pandemie getroffen wie die USA. Die Behörden meldeten in dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern mehr als 34 Millionen bestätigte Infektionen und mehr als 611.000 Todesfälle. US-Präsident Joe Biden hatte bei seinem Amtsantritt im Januar dem Kampf gegen die Pandemie Priorität eingeräumt und die Impfkampagne extrem beschleunigt.

Impfungen stagnieren

Inzwischen ist in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC etwa die Hälfte der gesamten Bevölkerung voll geimpft: Unter den Erwachsenen sind es rund 60 Prozent. Angesichts verbreiteter Impfskepsis in der Bevölkerung kommen die Impfungen inzwischen aber nur noch schleppend voran. Außerdem macht den USA die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante zu schaffen, die derzeit die Zahl der Neuinfektionen wieder steigen lässt. Es geht die Sorge um, dass dies das öffentliche Leben womöglich wieder in Teilen lahmlegen und die wirtschaftliche Erholung so ausbremsen könnte.