28. März 2024

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Verdi kritisiert abnehmende Tarifbindung

Bundesweit wird lediglich noch die Hälfte der Arbeitsverhältnisse tariflich geregelt - im Handel gerade mal ein Viertel. Die Gewerkschaft sieht die Politik in der Pflicht.

Die Gewerkschaft Verdi hat auf die abnehmende Tarifbindung in Deutschland aufmerksam gemacht. Es bestünden bundesweit für nur noch 51 Prozent der Beschäftigten tarifliche Regelungen, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke am Freitag in Berlin.

In manchen Sektoren liege die Tarifbindung sogar deutlich niedriger. So hätten im Handel nur 25 Prozent der Beschäftigten einen Tarifschutz. «Und das nach einer Ausgangssituation, in der wir Ende der 90er Jahre noch praktisch eine Tarifbindung von 100 Prozent hatten», sagte Werneke. Ähnlich schwach sehe es in der Pflege aus.

Mitverantwortlich dafür sind aus Sicht der Gewerkschaften die Arbeitgeberverbände. «Ein wirklicher Wille, die Tarifbindung zu stabilisieren, ist auf Arbeitgeberseite immer weniger erkennbar», sagte Werneke. Er sieht deshalb die Politik in der Pflicht. Es brauche unter anderem erleichterte Regelungen für die Allgemeinverpflichtung von Tarifverträgen, forderte der Verdi-Vorsitzende. Außerdem sollten öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, in denen Tarifverträge vereinbart wurden.

Verdi sieht in diesen Fragen die Bürgerinnen und Bürger auf seiner Seite: Demnach hätten bei einer in repräsentativen Umfrage 86 Prozent der Befragten die abnehmende Tarifbindung als negativ bewertet. Die Forderung, öffentliche Aufträge von Tarifbindung abhängig zu machen, unterstützten laut Verdi rund 70 Prozent der Befragten.