19. April 2024

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Wissing will «angemessene» Bezahlung in der Luftfahrt

Europaweit kommt es derzeit auch wegen Personalmangels massenhaft zu Flugausfällen und -verspätungen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will die Arbeitsplätze attraktiv halten. Aber wie?

Angesichts anhaltender Probleme in der Luftfahrt hat sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) für eine «angemessene» Bezahlung des Personals ausgesprochen.

Unattraktiver Lohn sei möglicherweise Teil des Problems, sagte er in einem Interview mit «Bild TV». Die Lösung der Personalprobleme sei allerdings Aufgabe der privaten Unternehmen. Es gebe «keine Möglichkeit, diese Arbeitsverträge jetzt von politischer Seite zu gestalten», sagte der Minister. «Aber klar ist auch, dass wir diese Arbeitsplätze attraktiv halten müssen, wenn wir als Gesellschaft solche Probleme nicht dauerhaft haben wollen.»

Massenhaft Flugverspätungen und -ausfälle

Europaweit fallen derzeit massenhaft Flüge aus oder verspäten sich. Als Grund nennt die Branche neben der überraschend hohen Nachfrage insbesondere das Fehlen fachkundigen Personals. In der Corona-Krise hatten Flughäfen, Airlines und Dienstleister Personal abgebaut und zudem Fachkräfte verloren, die sich in anderen Branchen alternative Jobs gesucht haben. Insbesondere bei den Bodenverkehrsdiensten und in der Kabine werden vergleichsweise niedrige Gehälter gezahlt.

Auch in den Reisebüros ist die Lage angespannt. Der Reisebüroverband VUSR fordert angesichts von Flugstreichungen und Verspätungen einen Ausgleich für den Mehraufwand im Vertrieb. Die Reisebüros leisteten «die Kärrnerarbeit für die Branche und das bisher unentgeltlich», sagte die Vorsitzende des Verbandes unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), Marija Linnhoff, jüngst dem Branchen-Portal «Reise vor 9». Nun müsse «auch darüber gesprochen werden, wie unsere Mehrarbeit vergütet wird».

Die Airlines hätten über Monate Flüge verkauft, die sie jetzt strichen, weil sie kein Personal hätten, sagte Linnhoff. Der Mangel an Fachkräften sei aber schon lange bekannt gewesen. Der stationäre Vertrieb erwarte deshalb, dass die Airlines sich jetzt mit allen Betroffenen an einen Tisch setzten, um eine Lösung zu finden, die den Reisebüros den Mehraufwand ersetze. «Im Zweifel müssten wir ansonsten überlegen, diese Vergütung für unsere Mitglieder einzuklagen», sagte Linnhoff.

Auch Linke für bessere Arbeitsbedingungen

Der Flugverkehr lässt sich aus Sicht der Linken nur mit höheren Löhnen und besseren Bedingungen an deutschen Airports wieder in geregelte Bahnen lenken. «Wenn man das Chaos bekämpfen will, dann heißt das gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, dann heißt das Tarifbindung, Schluss mit Leiharbeit und befristeter Beschäftigung, weil nur so kann man Beschäftigte zurückgewinnen», sagte die Linken-Vorsitzende Janine Wissler in Berlin.

Die Gewinnung von Arbeitskräften im Ausland für Dienstleistungen wie Gepäckverladung oder Sicherheitskontrollen sei keine Lösung, fügte sie hinzu. Das dort rekrutierte Personal müsste erst sicherheitsüberprüft werden, was Wochen dauere. Kurzfristig könnten diese Menschen nicht eingestellt werden.

Wissler betonte, Sicherheitsaufgaben wie die Kontrollen an Flughäfen sollten in staatlicher Hand bleiben und nicht an private Unternehmen vergeben werden. Sie verwies auf Bayern, das dafür eine Sicherheitsgesellschaft gegründet habe. Das sei «ein ganz gutes Beispiel», lobte die Linken-Politikerin.