1. November 2024

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Deutsche Start-ups sollen leichter an Wagniskapital kommen

Marktlücke ausgemacht, gute Geschäftsidee - aber woher kommt das Geld? Für Unternehmensgründer ist das in Deutschland keine einfache Frage. Das Wirtschaftsministerium will das ändern.

Start-up-Unternehmen in Deutschland sollen künftig leichter Risikokapital erhalten können, um ihre wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Das sieht der Entwurf für eine neue Start-up-Strategie aus dem Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor.

«Die Bundesregierung wird den deutschen Wagniskapitalmarkt weiter stärken und zusätzliche Möglichkeiten für großvolumige Finanzierungen durch inländische Investoren schaffen», heißt es in dem Papier, das am Freitag veröffentlicht wurde. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Die Branche beklagt sich seit langer Zeit darüber, dass den Start-ups nach einer ersten erfolgreichen Finanzierung in der frühen Phase oft beim weiteren Wachstum der Zugang zu Finanzspritzen im großen Stil verwehrt bleibt. Künftig sollen auch Versicherungen und Pensionskassen ihr Geld als Wagniskapital investieren dürfen. «Die Bundesregierung strebt den Aufbau eines Kapitalstocks bei der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge an und wird diesen mit einer Mindestinvestitionsquote in VC-Fonds versehen, um die Verfügbarkeit von Risikokapital strukturell und dauerhaft zu stärken», heißt es in dem Papier. Die Abkürzung VC steht für Venture Capital, also Risikokapital.

Mitarbeiterbeteiligung

Auch die Mitarbeiterbeteiligung will das Wirtschaftsministerium stärken – also Möglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vom Erfolg des eigenen Unternehmens zu profitieren. «Da geht’s um mehr als Steuerfreibeträge», sagte die Beauftragte des Ministeriums für die Digitale Wirtschaft und Start-ups Anna Christmann. Es gehe um einfach anwendbare und attraktive Regelungen.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) erklärte am Freitag, das Thema Mitarbeiterbeteiligung stärke die Identifikation mit dem Arbeitgeber und kündigte konkrete Vorschläge an. Es sei ein «starkes Signal», dass auch Habeck an Ideen arbeite. «Der Freibetrag für steuer- und sozialversicherungsfrei überlassene Unternehmensanteile muss deshalb erheblich angehoben werden», erklärte Lindner. «Eine verbesserte Mitarbeiterkapitalbeteiligung wird uns auch helfen, leichter Fachkräfte zu gewinnen, die bisher noch bessere Bedingungen in anderen Ländern vorfinden.»

Deutschland hinkt bisher hinterher

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben, erkannte in dem Papier «die klare Handschrift» seiner eigenen Partei. Bei der Umsetzung habe Wirtschaftsminister Habeck die FDP an seiner Seite.

In den USA, den Golfstaaten, Skandinavien, Großbritannien und anderen Ländern fließen schon seit Jahren große Summen aus den Rentenkassen über Wagniskapitaltöpfe in die Finanzierung von jungen Firmen. In Deutschland verhindern regulatorische Vorgaben diesen Geldfluss dagegen weitgehend.

Das Ministerium möchte auch die Möglichkeiten erweitern, in so genannten Reallaboren neue Technologien oder Geschäftsmodelle mit Begleitung der zuständigen Behörden zu erproben – gerade wenn der bestehende Rechtsrahmen dafür wenig Raum lässt. Zudem sollen insbesondere Gründerinnen stärker gefördert werden. Teure Projekte will das Ministerium in Zusammenarbeit mit anderen EU-Staaten durch große Fonds fördern.

Start-up-Verband zufrieden

Der Start-up-Verband begrüßte den Plan aus dem Wirtschaftsministerium. Der vorliegende Entwurf setze die richtigen Schwerpunkte, um die Bedingungen für Start-ups in Deutschland zu verbessern, sagte Christian Miele, Vorstandsvorsitzender beim Start-up-Verband. «Wird die Start-up-Strategie konsequent umgesetzt, leisten Start-ups zukünftig einen noch größeren Beitrag zu der wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Transformation unseres Landes.»