27. April 2024

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Bahn unterbreitet Lokführergewerkschaft neues Angebot

Im Tarifkonflikt bei der Bahn macht der Konzern ein neues Angebot. Erstmals greift er darin eine Forderung der Lokführergewerkschaft auf. Ob das baldige Streiks abwenden kann, ist fraglich.

Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL gibt es ein neues Angebot. Darin greift das Unternehmen erstmals die Kernforderung der Gewerkschaft nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden auf. «Um einen guten Kompromiss zu finden, wollen wir gemeinsam über neue Wege einer intelligenten und zeitgemäßen Arbeitszeitgestaltung sprechen», teilte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler mit.

Konkret schlägt die Bahn vor, ein bestehendes Wahlmodell, das auch Arbeitszeiten umfasst, zu erweitern. Bisher können sich Beschäftigte entscheiden, ob sie etwa mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger Wochenarbeitstage haben wollen. Sie könnten etwa von 39 auf 37 Wochenstunden verringern, bekommen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn. Die Bahn bietet nun an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modus noch weiter herunterzufahren. Auf der Basis schlägt sie einen neuen Verhandlungsanlauf am Mittwoch vor.

«Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter verhandeln», sagte Seiler der «Süddeutschen Zeitung». «Die können dann statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten – oder auch 40 Stunden. Jeder wählt aus, wie in einer Cafeteria.» Wer sich für kürzere Arbeitszeiten entscheide, müsse dafür Abstriche bei einer tariflich vereinbarten Lohnerhöhung machen. «Das ist heute schon so, wenn sich die Mitarbeitenden für zusätzlichen Urlaub entscheiden», sagte Seiler. Was die Entgelte angeht, bleibt die Bahn bei ihrem bisherigen Angebot von elf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 32 Monaten.

GDL will weniger Arbeit bei vollem Lohn

Die GDL fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von einem Jahr. Knackpunkt der Gespräche war bislang aber die Kernforderung nach der Verringerung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohn. Diesen sieht auch das aktuelle Angebot nicht vor. Die Bahn hält diese Forderung aufgrund eines hohen zusätzlichen Personalaufwands für nicht umsetzbar. Die Gewerkschaft äußerte sich am Freitag zunächst nicht zum erweiterten Angebot der Bahn.

Ob mit der neuen Offerte Arbeitskämpfe abgewendet werden können, ist fraglich. Am Sonntag endet der selbstauferlegte «Weihnachtsfrieden» der GDL. Streiks sind ab Montag damit wieder möglich. Nach einer Urabstimmung können sie auch deutlich länger dauern als die jüngsten Warnstreiks.

Zumindest am Montag oder Dienstag sind Arbeitskämpfe aber unwahrscheinlich: Der Deutsche Beamtenbund (DBB), in dem die GDL Mitglied ist, veranstaltet in Köln seine traditionelle Jahrestagung. «Ich habe mit (GDL-Chef) Claus Weselsky schon vor Weihnachten verabredet, dass während der Tagung in Köln keine Streiks stattfinden werden», sagte DBB-Chef Ulrich Silberbach dem «Kölner Stadt-Anzeiger».