19. März 2024

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Commerzbank-Aufsichtsrat berät Sparpläne des Vorstands

Noch sind die Einschnitte nicht final beschlossen. Aber die Richtung des neuen Commerzbank-Chefs Knof ist klar: Tausende Stellen und Hunderte Filialen in Deutschland stehen auf der Kippe.

Stellenabbau und Filialschließungen – der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof verordnet dem Institut einen drastischen Sparkurs. Der Aufsichtsrat des Frankfurter MDax-Konzerns hat mit seinen Beratungen über die Strategie begonnen.

Die Eckpunkte des künftigen Kurses hatte die Commerzbank unter dem Druck von Medienberichten bereits in der vergangenen Woche öffentlich gemacht. Im Anschluss an die Sondersitzung des Kontrollgremiums will der Vorstand die Maßnahmen für die Jahre 2021 bis 2024 festzurren. Eine Entscheidung wurde für Mittwochabend erwartet.

Das Management plant, bis 2024 von den zuletzt gut 39.600 Vollzeitstellen (Stand Ende September) weltweit rund 10.000 zu streichen. In Deutschland wäre jeder dritte Arbeitsplatz betroffen. In einem internen Schreiben an die Belegschaft versicherte Knof: «Wir werden alles dafür tun, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.»

Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte bereits auf den Abbau von 2300 Vollzeitstellen geeinigt. In einigen Bereichen, etwa in der IT, könnte die Bank gleichzeitig Personal aufbauen, so dass der gesamte Abbau unter dem Strich geringer ausfallen könnte. Dazu machte der Vorstand aber bisher keine Angaben.

Das Filialnetz in Deutschland mit derzeit 790 Standorten soll nach den Plänen des Vorstands auf 450 fast halbiert werden. Gemeinsam mit der Online-Tochter Comdirect, die gerade in den Konzern integriert wird, will die Commerzbank verstärkt auf digitale Angebote setzen.

Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das Management die Kosten deutlich drücken. Bis 2024 sollen sie im Vergleich zum Jahr 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken. Kosten wird der Konzernumbau 1,8 Milliarden Euro. Die Hälfte dieser Restrukturierungskosten sind bereits verbucht.

Bei der Bilanzvorlage am 11. Februar will sich der erst seit Jahresbeginn als Commerzbank-Chef amtierende Knof detailliert zur künftigen Strategie äußern. Für das abgelaufene Geschäftsjahr erwarten Analysten tiefrote Zahlen bei dem Institut, dessen größter Anteilseigner seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 der deutsche Staat ist. Die Gewinnzone dürfte die Bank nach ihrer Einschätzung erst 2022 wieder erreichen. Zinstief und Digitalisierung fordern die Branche seit Jahren.

Der zuvor im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank tätige langjährige Allianz-Manager Knof hatte zum 1. Januar die Führung der Commerzbank übernommen. Sein Vorgänger Martin Zielke war nach harscher Kritik von Investoren zurückgetreten, auch die Spitze des Aufsichtsrates wurde mit dem ehemaligen Landesbanker Hans-Jörg Vetter neu besetzt.

Knof hatte den Konzernumbau kurz nach seinem Amtsantritt zur Chefsache erklärt. «Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transformation, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidungen und weiteren Restrukturierungsmaßnahmen verbunden sein. Aber sie sind nötig, und je schneller wir damit beginnen, desto besser», kündigte Knof Anfang Januar im Intranet der Bank an. Der neue Konzernchef sieht den Umbau auch als «Chance, die Zukunft der Commerzbank selbst zu gestalten und eigenständig zu bleiben».