26. April 2024

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Fed will Leitzins wegen hoher Inflation «bald» erhöhen

Die hohe Inflationsrate macht der US-Notenbank Sorgen. Die Fed will ihre Geldpolitik daher nun rasch straffen. Heute werden neue Daten zum Wirtschaftswachstum in den USA bekanntgegeben

Angesichts der hohen Inflationsrate und der guten Lage am Arbeitsmarkt will die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins «bald» erhöhen.

Zentralbankchef Jerome Powell erklärte, die Fed erwäge, den Leitzins bereits bei ihrer nächsten Sitzung am 16. März zu erhöhen – vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Bedingungen sprächen weiter dafür. Es wäre die erste Anhebung seit Beginn der Corona-Pandemie. Dank der starken Wirtschaftsentwicklung gebe es nun «einigen Spielraum», den Leitzins zu erhöhen ohne dabei die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt zu gefährden, fügte Powell hinzu.

Starkes Wirtschaftswachstum

Die US-Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um starke 5,7 Prozent. Das teilte das Handelsministerium am Donnerstag in Washington auf Basis einer ersten Schätzung mit. Das Wachstum sei besonders durch die Steigerung von Verbraucherausgaben, Anlageinvestitionen, Exporten und Investitionen in Lagerbestände angetrieben worden, hieß es. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg damit auf rund 22,99 Billionen US-Dollar. Im Jahr 2020 war die US-Wirtschaft wegen der Corona-Krise eingebrochen, das BIP war damals um 3,5 Prozent geschrumpft.

Das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr entspricht in etwa den Erwartungen von Analysten und Regierung. Das Finanzministerium hatte für 2021 ein Wachstum von 5,3 Prozent erwartet, die Notenbank Federal Reserve (Fed) rechnete in ihrer Dezember-Prognose mit 5,5 Prozent.

Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einem etwas abgeschwächten Wachstum zwischen 3 und 4 Prozent. Als Gründe dafür werden sowohl anhaltende Unterbrechungen globaler Lieferketten als auch die absehbar straffere Geldpolitik der Notenbank angeführt.

Der Zentralbankrat beließ den Leitzins am Mittwoch zunächst in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent. Im März ist nun eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte wahrscheinlich. Powell ließ keinen Zweifel daran, dass die Zentralbank die Zügel anziehen werde. Die Lage am Arbeitsmarkt habe sich bedeutend verbessert und entspreche dem Fed-Ziel der Vollbeschäftigung, sagte er. Auch das Wachstum sei robust, weswegen die US-Wirtschaft «keine anhaltend hohe Unterstützung durch die Geldpolitik mehr braucht».

Prognose

Einer Fed-Prognose vom Dezember zufolge sind bis Jahresende bis zu drei Zinsschritte zu erwarten. An den Märkten wird inzwischen sogar mit vier Straffungen um insgesamt einen Prozentpunkt gerechnet. Zudem will die Fed ihr milliardenschweres Hilfsprogramm zum Ankauf von Wertpapieren planmäßig Anfang März auslaufen lassen.

Im Lauf des Jahres soll auch die durch Krisenprogramme auf fast neun Billionen US-Dollar angeschwollene Bilanz der Fed abgebaut werden, was den Märkten weiter Liquidität entziehen würde. Powell betonte, die «bedeutende Reduzierung» solle «ordnungsgemäß und vorhersehbar» durchgeführt werden, um Marktteilnehmer nicht zu überraschen.

Sorgen bereitet den Entscheidern der Zentralbank vor allem die Inflationsrate, die seit Monaten deutlich über dem Ziel der Fed von mittelfristig 2 Prozent liegt. Im Dezember war die Inflation im Vergleich zum Vorjahr auf 7 Prozent gestiegen. Das war der höchste Wert seit Jahrzehnten. Anhaltend starkes Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung setzten stabile Preise voraus, mahnte Powell. Die Fed sei bereit, zu handeln und gehe davon aus, dass die Teuerungsrate im Lauf des Jahres deutlich fallen werde, sagte er.

Experten machen unter anderem die rasche wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise, großzügige Konjunkturprogramme sowie Unterbrechungen globaler Lieferketten für den Anstieg der Preise verantwortlich. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Dollar weniger kaufen können als zuvor. Erhöhungen des Leitzinses durch die Fed würden die Teuerungsrate drosseln, aber auch das Wirtschaftswachstum ausbremsen, was in der Folge zu mehr Arbeitslosigkeit führen könnte.