12. Mai 2024

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Lufthansa-Warnstreik: Verdi droht mit längeren Streiks

Für Passagiere der Lufthansa geht wegen eines Warnstreiks heute wenig. Verdi warnt: Wenn sich das Angebot der Lufthansa nicht deutlich verbessert, ist das Bodenpersonal auch zu längeren Ausständen bereit.

Die Gewerkschaft Verdi hat mit längeren Streiks bei der Lufthansa gedroht, falls der Vorstand sein bisheriges Tarifangebot für das Bodenpersonal nicht deutlich nachbessert. Die Streikbereitschaft am Boden sei in den vergangenen 20 Jahren noch nie so hoch gewesen wie jetzt, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky bei einer Protestversammlung mit mehreren hundert Teilnehmern vor der Lufthansa-Verwaltung am Frankfurter Flughafen. Von dem Warnstreik gehe ein eindeutiges Signal an den Vorstand: «Wir können auch länger, wenn ihr uns dazu auffordert.»

Am größten deutschen Flughafen herrschte am Vormittag ein deutlich eingeschränkter Betrieb, weil der Hauptkunde Lufthansa bis zu 90 Prozent seiner 600 geplanten Starts und Landungen wegen des 27-stündigen Warnstreiks abgesagt hat. «Es ist ein bitterer Tag für unsere Fluggäste», sagte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann im ZDF-Morgenmagazin. Die von Verdi gewählte Eskalation sei nicht notwendig gewesen.

Reschinsky hielt dem Management vor, die eigenen Leute respektlos zu behandeln. Er sagte: «Die Zweiklassengesellschaft zwischen fliegendem Personal und Boden muss endlich beendet werden.» Kundgebungsteilnehmer zeigten sich sehr unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. Eine Gepäckermittlerin berichtete: «Wir haben 50 Prozent weniger Mitarbeiter als vor Corona, aber die Arbeit ist die gleiche geblieben. Eigentlich müsste man noch mehr fordern.» Ihr Kollege meinte: «Wir brauchen die Erhöhung zum Leben, es ist alles viel teurer geworden.»

Folgen für Flugpassagiere

Bei ausfallenden innerdeutschen Flügen können die Kunden mit ihrem Flugticket auf die Bahn ausweichen. Auf keinen Fall sollten Passagiere abgesagter Flüge zum Flughafen kommen, warnte Lufthansa. Dort könnten sie keine Hilfe erwarten. «Aufgrund des Streiks sind die Umbuchungsschalter leider nicht besetzt», stand auf der Webseite der Fluggesellschaft. Kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten stünden über lufthansa.com, die Kunden-App und über das Service-Center zur Verfügung.

Nicht oder kaum betroffen sind hingegen die Passagiere der Lufthansa-Töchter und externe Airlines. So plant beispielsweise die Direktflugtochter Eurowings ihr komplettes Programm abzufliegen. An den Drehkreuzen München und Frankfurt sollen die Rumpfmannschaften die Flüge der ausländischen Lufthansa-Schwestern Swiss, Austrian und Brussels Airlines bevorzugt abfertigen, um deren Netzwerke funktionsfähig zu halten. Auf diese Flüge werden dann auch Lufthansa-Kunden umgebucht.

Normalbetrieb ab Freitag erwartet

Streikversammlungen sind heute in Berlin und Frankfurt geplant. Enden soll der Ausstand am Donnerstag um 07.10 Uhr. Die Lufthansa rechnet für den Donnerstag noch mit einem ruckeligen Betriebsanlauf mit einigen Ausfällen und Verspätungen. Bis zum Freitag soll sich der Betrieb wieder vollständig normalisiert haben.

Die Beeinträchtigungen nach Regionen

Bayern: Am Flughafen München fällt mehr als die Hälfte aller Flüge aus. Von normalerweise rund 730 Flugbewegungen aller Gesellschaften seien gut 400 Starts und Landungen betroffen, teilte der Flughafen mit. In Nürnberg wurden acht Flüge von und nach Frankfurt gestrichen.

Rhein-Main: Am Frankfurter Flughafen sei bei der Lufthansa mit Ausfällen bei 90 Prozent der Flüge zu rechnen, sagte eine Fraport-Sprecherin am Morgen. Auch Starts und Landungen der Lufthansa-Kernmarke sowie des konzerneigenen Zubringers Air Dolomiti werden abgesagt. Die übrigen Konzerngesellschaften wie auch externe Airlines fliegen hingegen.

Baden-Württemberg: In der Landeshauptstadt Stuttgart fehlen sechs Lufthansa-Verbindungen nach Frankfurt und München auf dem Flugplan. Keine Änderungen gab es bei den drei geplanten Abflügen aus Friedrichshafen nach Frankfurt.

Hamburg: Am Hamburger Flughafen fallen alle 23 geplanten Lufthansa-Abflüge aus. Das geht aus dem Online-Abflugplan des Flughafens hervor. Dabei handelt es sich um 12 Flüge nach München und 11 nach Frankfurt. Im Gegenzug fallen auch die Ankünfte mit Start an diesen beiden Lufthansa-Drehkreuzen aus. Die rund 30 Flüge der Lufthansa-Tochter Eurowings zu Urlaubszielen sollen alle wie geplant starten.

Berlin/Brandenburg: Am Hauptstadtflughafen BER entfallen alle abgehenden und ankommenden Lufthansa-Flüge. Insgesamt handelt es sich um 46 Flugbewegungen. Die Flüge der Lufthansa-Tochter Eurowings sollen der Webseite zufolge aber alle durchgeführt werden. Das gilt auch für die Flüge der Lufthansa-Töchter Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss.

NRW: In Düsseldorf fallen 14 der 15 geplanten Lufthansa-Verbindungen nach München und Frankfurt aus. Bei den Ankünften sind es laut Flughafen 13 von 14 Flügen. Andere Gesellschaften müssen allenfalls mit Verzögerungen rechnen, weil auch das Personal streikt, das Flugzeuge mit Spezialfahrzeugen vom Terminal zu den Rollwegen schleppt. Auf der Webseite des Kölner Flughafens wurden am Morgen fünf München-Verbindungen als annulliert gelistet.

Streit um mehr Geld und Laufzeiten

Im Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von einem Jahr. Außerdem soll es eine konzernweite Inflationsprämie von 3000 Euro geben. Die Lufthansa verweist auf zurückliegende Lohnsteigerungen und hat für einen Zeitraum von drei Jahren 13 Prozent mehr Geld sowie eine Inflationsprämie angeboten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Montag geplant.

Die Gewerkschaft Verdi droht mit längeren Streiks bei der Lufthansa, falls der Vorstand sein bisheriges Tarifangebot für das Bodenpersonal nicht deutlich nachbessert. Die Streikbereitschaft am Boden sei in den vergangenen 20 Jahren noch nie so hoch gewesen wie jetzt, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Von dem Warnstreik gehe ein eindeutiges Signal an den Vorstand: «Wir können auch länger, wenn ihr uns dazu auffordert.»

Reschinsky hielt dem Management vor, die eigenen Leute respektlos zu behandeln. Er sagte: «Die Zweiklassengesellschaft zwischen fliegendem Personal und Boden muss endlich beendet werden.»