29. April 2024

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Metall-Tarifrunde: Streit über Konsequenzen hoher Inflation

Der Blick auf die Stromrechnung und das Bezahlen im Supermarkt wirken für viele Verbraucher schon bedrohlich. Bei den Tarifgesprächen der Metallindustrie will die Gewerkschaft jetzt ein klares Lohnplus.

Unter dem Eindruck der rasanten Teuerung starten heute die Tarifgespräche für die deutsche Metall- und Elektrobranche.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber kommen zum bundesweiten Auftakt in Hannover zusammen, zunächst wird hier für den Bezirk Niedersachsen/Sachsen-Anhalt verhandelt. Vor Beginn der Beratungen wollen Vertreter der IG Metall und des Verbands Niedersachsen-Metall am frühen Nachmittag noch einmal ihre Erwartungen erläutern.

Es zeichnet sich ein zähes Ringen um die Höhe der künftigen Löhne in der Schlüsselindustrie ab. Die Region ist diesmal die erste in Deutschland, in der die Tarifpartner konkret miteinander sprechen.

Der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger bekräftigte am Montag kurz vor Beginn der Gespräche in Hannover die Entgeltforderung der Gewerkschaft: «Acht Prozent, das ist machbar, und das passt in die Zeit.» Der Chef des Verbands Niedersachsen-Metall, Volker Schmidt, hielt dagegen, derartige Lohnerhöhungen würden angesichts ausufernder Energie- und Rohstoffkosten die Existenz vieler Firmen gefährden.

Im Laufe des Nachmittags wollten sich beide Seiten zum ersten Durchgang ihrer Beratungen zurückziehen. Vor dem Verhandlungsort versammelten sich viele Gewerkschaftsmitglieder und untermauerten ihre Erwartungen mit Fahnen, Transparenten und Trillerpfeifen.

IG Metall will acht Prozent mehr Geld

Insgesamt geht es um die Arbeitsbedingungen von fast vier Millionen Beschäftigten. Die IG Metall fordert acht Prozent mehr Geld und will diese Steigerung in einem neuen, möglichst über zwölf Monate laufenden Tarifvertrag verankern. Einmalzahlungen steht sie skeptisch gegenüber – nötig sei vielmehr ein länger angelegtes Lohnplus, um die Kaufkraft zu erhalten und die Verbraucher zu entlasten.

Das Arbeitgeberlager wiederum hatte bereits mehrfach betont, dass man deutliche Einkommenszuwächse derzeit kaum stemmen könne. Zahlreiche Betriebe seien wegen der enormen Zunahme der Kosten für Energie und Rohstoffe schon stark belastet, teilweise sogar insolvenzbedroht.

IG-Metall-Chef: Stimmung unter Mitgliedern ist «aufgeheizt»

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann deutete an, dass die Gewerkschaft in den Verhandlungen offen für Kompromisse sein werde, wenn es um die kritische Lage besonders betroffener Unternehmen geht. Daneben führe jedoch kein Weg an einer grundsätzlichen, kräftigen Entgelterhöhung vorbei. Wegen der Verteuerung von Energie, Sprit und Lebensmitteln sei die Stimmung unter den Mitgliedern «ausgesprochen aufgeheizt».

Viele Menschen merkten die Inflation im Alltag. «Das staut sich in einer Erwartungshaltung.» Die Wirtschaft müsse Verantwortung zeigen, so Hofmann. «Sonst sehe ich, dass die Gesellschaft in dieser Frage zusammenbricht, auseinanderbricht – und wir das Feld Populisten überlassen, die bei dieser Frage keinen Platz haben sollten.»

Niedersachsen-Metall-Chef Volker Schmidt sprach sich für Vorsicht und Augenmaß in den bevorstehenden Verhandlungen aus. «Viele Betriebe sind bereits massiv in ihrer Existenz gefährdet», berichtete er über aktuelle Rückmeldungen aus Mitgliedsunternehmen. «Die Unsicherheiten sind größer denn je.» Das gelte für Beschaffungs- und Energiepreise oft gleichermaßen wie für die Versorgung mit wichtigen Zulieferungen.

Schmidt wies die Darstellung zurück, Firmen könnten Erhöhungen der Preise einfach weiterreichen. Das treffe in den meisten Fällen nicht zu. «Auch die Unternehmen sind stark betroffen», sagte er zu den Folgen der Inflation, die jetzt nach einer langen Phase der Nullzinspolitik auch wieder zu Zinsanhebungen der Notenbanken führen.

Die regionalen Entgelt-Tarifverträge in der Branche laufen in den Bezirken zum 30. September aus. Warnstreiks wären ab dem 28. Oktober möglich. In der Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss dann die übrigen Regionen übernehmen.