28. April 2024

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Postbank-Probleme kosten Deutsche Bank viele Millionen

Die Deutsche Bank will die Misere bei der Tochter Postbank bis Jahresende vollständig in den Griff bekommen. Das kostet sie viel Geld. Dennoch sieht sie sich auf gutem Weg, die Ziele für 2025 zu übertreffen.

Trotz der Probleme bei der Postbank wächst die Zuversicht beim Mutterhaus Deutsche Bank. Der Vorstand sei zuversichtlich, die für 2025 gesetzten strategischen Ziele nicht nur zu erreichen, sondern sogar übertreffen zu können, schrieb Konzernchef Christian Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter anlässlich der Bilanz für das dritte Quartal.

Die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen schätzte Finanzchef James von Moltke auf etwa 30 bis 35 Millionen Euro im vierten Quartal. Im dritten Quartal seien es weniger als 10 Millionen Euro gewesen.

In den vergangenen Monaten hatte es erhebliche Beschwerden von Postbank-Kundinnen und -Kunden vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung gegeben. Sie beklagten sich nach Angaben von Verbraucherschützern zum Beispiel über gesperrte Konten und verzögerte Anschlussfinanzierungen. Ein Sonderbeauftragter im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin überwacht inzwischen, dass die Deutsche Bank die Probleme in den Griff bekommt.

Seit dem vergangenen Jahr wurden schrittweise zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer Plattform zusammengeführt. Zuletzt meldete der Konzern große Fortschritte bei der Behebung der Probleme. Das betreffe besonders Pfändungsschutzkonten und Auszahlungen von Baufinanzierungen bei der DSL-Bank.

Sewing: Zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet

Sewing zufolge sind inzwischen zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet. «Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten», schrieb der Vorstandschef.

Die Deutsche Bank stellte im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen 25 Millionen Euro als Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle zurück. Im vierten Quartal könne eine ähnliche Summe anfallen, sagte Finanzchef von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Im dritten Quartal musste der Konzern wegen höherer Steuern einen Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Vorsteuergewinn um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro stieg, entfiel auf Aktionäre ein Überschuss von gut einer Milliarde Euro und damit acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. So legte das Geldhaus lediglich 245 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurück, rund 100 Millionen weniger als ein Jahr zuvor.

Starke Geschäfte in der Unternehmensbank

Die gesamten Erträge des Konzerns wuchsen trotz der stark gestiegenen Zinsen lediglich um drei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Während es in der Unternehmensbank deutlich und der Privatkundenbank leicht aufwärts ging, musste der Konzern in der Investmentbank und bei der Fondstochter DWS Rückgänge hinnehmen. In beiden Segmenten bremste das schwierigere Marktumfeld das Geschäft.

Dass die Deutsche Bank vor Steuern überhaupt mehr verdiente als im Vorjahr, verdankte sie der hauseigenen Unternehmensbank. Die Sparte verdoppelte ihr Vorsteuerergebnis auf 805 Millionen Euro, während die anderen Bereiche vor Steuern weniger Gewinn erzielten als im dritten Quartal 2022.

Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Sewing jetzt mit höheren Erträgen für den Konzern: Sie sollen rund 29 Milliarden Euro erreichen und damit etwa das obere Ende der bisherigen Zielspanne.