2. November 2024

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Siemens Energy: Jobabbau trotz Rückkehr in Gewinnzone

Siemens Energy ist zurück in den schwarzen Zahlen. Die Notwendigkeit zu einem tiefgreifenden Umbau sieht das Unternehmen dennoch und will 7800 Jobs im Geschäft mit fossiler Energie abbauen.

Siemens Energy ist zurück in den schwarzen Zahlen und will trotzdem den Rotstift ansetzen. Weltweit will das Unternehmen 7800 Stellen in der Sparte Gas and Power abbauen – 3000 davon in Deutschland, wie es mitteilte.

In der betroffenen Sparte ist das mehr als jeder neunte Job, insgesamt jeder zwölfte. Der Stellenabbau soll bis 2025 umgesetzt werden und insbesondere Verwaltung, Vertrieb und Management betreffen.

Das Unternehmen, das erst im vergangenen Jahr von Siemens abgespalten und an die Börse gebracht wurde, will seine Profitabilität steigern, um sich für die Transformation des Energiemarktes fit zu machen. Dessen Wandel stellt Energy vor große Herausforderungen, denn es ist neben der Windenergie und Stromübertragung auch im Bereich fossiler Energien wie Kohle, Gas und Öl tätig.

«Wir sind uns bewusst, dass unsere Pläne Teilen der Belegschaft viel abverlangen», sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Bruch. «Daher ist es unser Ziel, diese Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich durchzuführen.» Dennoch sei es ein «schmerzvoller und schwieriger Prozess».

Bruch will Standortschließungen vermeiden. Dazu, an welchen Standorten Jobs abgebaut werden sollen, äußerte er sich nicht, allerdings sollen insbesondere Bereiche der konventionellen Energieerzeugung betroffen sein. Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass angesichts des Produktportfolios Mühlheim, Berlin und Duisburg stärker betroffen sein könnten. Sitz des Unternehmens ist München, das Hauptquartier soll in Berlin angesiedelt werden.

Erst vor wenigen Tagen hatte Siemens Energy mit den Arbeitnehmervertretern in Deutschland eine Vereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen. Diese sieht unter anderem vor, möglichst ohne Kündigungen auszukommen. Der IG Metall-Gewerkschaftssekretär Hagen Reimer sagte, die aktuellen Pläne seien die erste Bewährungsprobe für die Zukunftsvereinbarung. Man werde sich jede einzelne Stelle, die abgebaut werden soll, genau ansehen.

Auch IG Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner betonte, er erwarte, dass die Restrukturierung ohne Kündigungen gestaltet werde. Die Zukunftsvereinbarung sei «eine solide Grundlage für die Transformation von Siemens Energy in Deutschland».

Der geplante Stellenabbau ist Teil eines Programms, mit dem Siemens Energy ab 2023 mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr sparen will. Auch der Jobabbau soll zu großen Teilen bis dahin erfolgen. Für den Personalabbau erwartet Siemens Energy Einmalkosten im mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich.

Die Zahlen aus dem ersten Quartal des ersten eigenständigen Geschäftsjahres von Siemens Energy fielen gut aus. Von Oktober bis Dezember verdiente das Unternehmen unter dem Strich 99 Millionen Euro und kehrte damit in die Gewinnzone zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Energy noch einen Milliardenverlust gemacht. Der Umsatz stieg trotz negativer Währungseffekte leicht auf 6,5 Milliarden Euro, der Auftragsbestand hielt sich stabil bei 79 Milliarden Euro.

Das Ergebnis wurde zum einen von operativen Verbesserungen bei Gas and Power und der Windkrafttochter Siemens Gamesa getragen. Zum anderen halfen einmalige Sondereffekte: So sparte das Unternehmen durch Homeoffice und wegfallende Dienstreisen in der Corona-Pandemie.

Dass die Geschäfte im ersten Quartal gut liefen, ändere aber nichts an der Notwendigkeit des Umbaus, hieß es von Siemens Energy.

Von Christof Rührmair, dpa