19. März 2024

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Start-ups fordern verbesserte Mitarbeiterbeteiligung

Qualifiziertes Personal zu gewinnen, wird in der Gründerbranche ein zunehmendes Problem. Start-ups sehen in neuen Regeln zur Mitarbeiterbeteiligung an Wachstumserfolgen eine mögliche Lösung.

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel fordert die Gründerbranche von der Politik attraktivere Regeln zur Mitarbeiterbeteiligung. Start-ups planten trotz aller Krisen im Schnitt neun Neueinstellungen, doch die Personalsuche werde immer schwieriger, heißt es im zehnten «Deutschen Startup-Monitor», den der Bundesverband Deutsche Startups in Berlin vorlegte.

Der Fachkräftemangel unter Start-ups habe sich erneut verschärft und sei für knapp 35 Prozent der Start-ups eine zentrale Herausforderung. An der Umfrage in Kooperation mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg Essen haben sich knapp 2000 deutsche Start-ups beteiligt. In der Studie vor einem Jahr hatten fast 27 Prozent der Start-ups den Fachkräftemangel als zentrales Problem bezeichnet, 2020 waren es erst 17 Prozent gewesen.

Start-ups sehen die Politik in der Verantwortung

Als Strategie gegen den Fachkräftemangel forderten 92 Prozent der Start-ups mit mehr als 25 Beschäftigten vom Gesetzgeber attraktivere Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen, heißt es in der Studie.

«Deutschland liegt bei den Bedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen europaweit auf dem letzten Platz. Das ist ein gravierender Nachteil für den deutschen Start-up-Standort», sagte Verbandsgeschäftsführerin Franziska Teubert. Die Branche sei im weltweiten Wettbewerb um Talente dringend auf Mitarbeiterbeteiligungen angewiesen.

Die Mitarbeiterbeteiligung etwa über Firmenanteile kann für Beschäftigte von Start-ups lukrativ sein. Denn die Aussicht auf einen späteren Börsengang oder der Verkauf eines Start-ups an Investoren («Exit») für viel Geld bietet Beschäftigten einen großen Anreiz.

Teubert: Bisherige Regeln praxisuntauglich

Doch die vor einem Jahr in Kraft getretenen Regeln zur Mitarbeiterbeteiligung seien praxisuntauglich, monierte Teubert. Auch bisherige Vorschläge von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hält sie für unzureichend. So drohe Beschäftigten mit Firmenanteilen weiter eine Besteuerung, auch wenn gar kein Geld für einen Exit geflossen sei. Diese Besteuerung imaginärer Einkünfte passiere beim Jobwechsel oder spätestens nach zwölf Jahren.

Zudem würden größere Start-ups von den Regeln ganz ausgeschlossen. Auch eine Anhebung der jährlichen Steuerfreibeträge helfe Start-ups nicht, denn es gehe ja um einmalige Erlöse in einem Exit-Fall. Teubert forderte daher einen zweiten Anlauf, um die Bedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen zu verbessern.

Frauenanteil in Start-ups soll größer werden

Ein weiterer Hebel in der Personalgewinnung für die Branche liegt darin, mehr Frauen zu gewinnen. So ist der Anteil der Gründerinnen laut Studie zwar von knapp 18 auf 20 Prozent gestiegen, aber damit immer noch gering. Auf Ebene der Beschäftigten lag der Frauenanteil mit 37 Prozent zwar deutlich höher, aber ebenfalls unter dem Wert in der deutschen Erwerbsbevölkerung (fast 47 Prozent).

Das liegt auch daran, dass sich Gründung und Familie nur schwer unter einen Hut bekommen lassen. Gaben untern Gründern nur 61 Prozent an, mit der Vereinbarkeit von beidem zufrieden zu sein, waren es unter Gründerinnen nur 51 Prozent. Auch ist die Arbeitsbelastung in der Branche relativ hoch: Gründerinnen und Gründer arbeiten im Schnitt 55 Stunden je Woche, heißt es im Start-up-Monitor.

Die Bundesregierung will den Standort Deutschland für Start-ups fördern, indem sie unter anderem den Zugang zu Risikokapital erleichtern will. «Das Start-up-Ökosystem ist trotz der aktuellen Krisen robust, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen», sagte Anna Christmann, die Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die Digitale Wirtschaft und Start-ups.