29. April 2024

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Studie: Hier verdienen Vorstandsfrauen mehr als Männer

Während die Topetagen öffentlicher Unternehmen in Deutschland weiblicher werden, sind Frauen bei börsennotierten Konzernen in der Minderheit. Wie wirkt sich das auf das Gehalt aus?

Frauen haben in der Topetage der Dax-Konzerne trotz gesunkener Vergütungen auch im vergangenen Jahr mehr verdient als männliche Vorstandsmitglieder. Das geht aus einer Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor. Bei den Unternehmen der Börsenindizes MDax und SDax liegen dagegen Männer im Schnitt vorn.

Frauen sind im Vorstand der 40 Dax-Konzerne mit einem Anteil von 21,8 Prozent nicht nur stärker vertreten als in Unternehmen der anderen Börsenindizes, sie verdienen seit 2015 demnach im Schnitt auch mehr als Männer. Im vergangenen Jahr kamen weibliche Führungskräfte durchschnittlich auf rund 3,2 Millionen Euro, ihre Kollegen auf etwa 3,08 Millionen Euro. Sowohl Vorstandsfrauen (minus 7,3 Prozent) als auch -männer (minus 8,7 Prozent) verbuchten Gehaltseinbußen.

«Der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme und stark gestiegene Energiepreise haben viele optimistische Prognosen zu Makulatur werden lassen», erläuterte EY-Partner Jens Massmann. Bei Dax-Konzernen spielten variable Gehaltsbestandteile wie Boni, deren Auszahlung an das Erreichen bestimmter Ziele geknüpft ist, eine besonders große Rolle. Die Einbußen seien daher entsprechend deutlich ausgefallen.

Neue Vorstandsmitglieder verdienen oft weniger

Im MDax der 50 mittelgroßen Werte verdienten männliche Vorstände mit rund 1,59 Millionen Euro erneut mehr als ihre Kolleginnen, die im Schnitt auf etwa 1,54 Millionen Euro kamen. Der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage lag bei 14,3 Prozent.

Bei den 70 kleineren Firmen des SDax – mit einem Frauenanteil von 9,9 Prozent in der Topetage – lag die Gesamtvergütung weiblicher Führungskräfte erstmals seit 2018 im Schnitt wieder hinter dem Verdienst der Manager. Frauen kamen den Angaben zufolge auf rund 931 000 Euro (minus 20 Prozent), Männer auf knapp 1,1 Millionen Euro (plus 11 Prozent).

Als einen wesentlichen Grund nannte Massmann den Wechsel in den Vorstandsgremien. «Regelmäßig fallen die Vergütungshöhen bei Neubestellungen niedriger aus, als bei Vorstandsmitgliedern, die das Amt bereits länger inne haben.»

Analysiert wurde die sogenannte Gesamtdirektvergütung aus Fixgehalt und variablen Bestandteilen von Vorstandsmitgliedern, die das gesamte Geschäftsjahr im Amt waren. Vorstandschefs werden nicht berücksichtigt, da es nach wie vor nur sehr wenige Frauen an der Spitze gibt.

Analyse: Mehr Frauen in Topetagen öffentlicher Unternehmen

Aber auch die Topetagen öffentlicher Unternehmen in Deutschland werden einer Analyse zufolge weiblicher. Der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 262 größten Beteiligungen von Bund und Ländern stieg Stand 1. Januar 2023 gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte auf 37,1 Prozent.

Das geht aus einer Auswertung der Organisation «Frauen in die Aufsichtsräte» (Fidar) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. In den Top-Managementorganen sei der Anteil um 2,5 Prozentpunkte auf 25,7 Prozent gewachsen. Trotz dieser Anstiege sei man damit aber noch weit entfernt von einer Parität.

Es gelte, «mehr Frauen in Führungspositionen, in die Aufsichtsräte, Geschäftsführungen und die obersten Managementebenen zu berufen», sagte Frauenministerin Lisa Paus (Grüne). «Rein männlich besetzte Vorstände und Führungsetagen sollten möglichst bald Geschichte sein.»

Seit dem 1. August 2022 gilt ein Mindestbeteiligungsgebot. Die Regelung verpflichtet Mehrheitsbeteiligungen des Bundes mit mehr als zwei Mitgliedern im Geschäftsführungsorgan, mindestens eine Frau beziehungsweise einen Mann aufzuweisen.

Fidar zufolge zeigt dies im öffentlichen Sektor jedoch nur langsam Wirkung. «Die öffentlichen Unternehmen haben sich lange auf ihrem Vorsprung zur Privatwirtschaft ausgeruht», sagte Fidar-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow.

«Aber die Entwicklung bei den börsennotierten Unternehmen zeigt, dass bei entsprechendem Druck und größerem öffentlichen Interesse mehr Fortschritt möglich ist.» Vor diesem Hintergrund sei die Entwicklung bei den Bundes- und Länderbeteiligungen nicht zufriedenstellend.