20 Prozent der Beschäftigten haben laut einer Befragung selbst oder in ihrem Arbeitsumfeld sexuelle Belästigung erlebt. Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Der Anteil der betroffenen Frauen war demnach mit 24 Prozent deutlich höher als der der Männer mit 15 Prozent.
Die Studie beruht auf zwei Befragungen, sowohl unter Beschäftigten als auch unter Betrieben mit 50 oder mehr Mitarbeitenden. Sexuelle Belästigung werde häufig aus Angst vor negativen Konsequenzen oder Scham nicht gemeldet, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. Deshalb sei es wichtig, auch die Perspektive der Beschäftigten zu erfassen.
Vermutlich hohe Dunkelziffer
Rund 13 Prozent der befragten Betriebe gaben demnach an, dass es in den vergangenen zwei Jahren bei ihnen zu mindestens einem Fall von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gekommen sei. Der Großteil waren dabei Fälle unter den Beschäftigten. Darauf folgten Fälle, in denen die sexuelle Belästigung von Externen wie Kundinnen und Kunden oder Patientinnen und Patienten ausging. In einem Prozent der Fälle war eine Führungskraft involviert.
Der Großteil der befragten Betriebe mit mindestens einem Fall von sexueller Belästigung berichtete der Studie zufolge von negativen Folgen vor allem für Arbeitsmoral und Produktivität. Aber auch Abwesenheitszeiten und Personalfluktuation nahmen zu.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Die Studie ergab auch, dass die Wahrscheinlichkeit für Männer, sexuelle Belästigung selbst oder im Arbeitsumfeld zu erleben, stärker vom Wirtschaftszweig abhängt als bei Frauen: Im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in geringerem Maße in der öffentlichen Verwaltung, Erziehung und im Unterricht berichteten diese deutlich häufiger davon als in anderen Branchen.
Einen weiteren Unterschied zeigt die Studie zwischen Frauen und Männern: Demnach vertrauen Frauen deutlich weniger auf betriebliche Gegenmaßnahmen bei Belästigungsvorwürfen als Männer. Der Unterschied betrage gut 7 Prozentpunkte bei der Frage, ob die Führungskraft die Vorwürfe aufklären und notwendige Maßnahmen ergreifen würde. 14 Prozentpunkte sind es bei der Frage nach der Einschätzung, ob die Geschäftsführung zu Maßnahmen wie eine Abmahnung oder Kündigung greifen würde.
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