30. April 2024

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Tarifstreit: Handelsverband fordert Spitzengespräch

Der Handelsverband Deutschland möchte den Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi auf Bundesebene weiterführen. Verhandlungsrunden auf Landesebene würden «keinen Sinn mehr» ergeben.

Im festgefahrenen Tarifstreit des Einzelhandels ruft der Handelsverband Deutschland (HDE) die Gewerkschaft Verdi zum Spitzengespräch auf Bundesebene auf. «Nach rund 60 Verhandlungsterminen im letzten halben Jahr ist klar, dass wir eine neue Ebene mit unserem Sozialpartner finden müssen», teilte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke mit.

«Ziel des Treffens ist eine Einigung über ein neues effektives Verhandlungsformat.» Bis dahin sähen die Handelsverbände in weiteren Verhandlungsrunden auf Landesebene «keinen Sinn mehr».

2,50 Euro mehr pro Stunde

Seit Monaten ringen Verdi und die Arbeitgeber in den 16 Bundesländern um höhere Löhne und Gehälter für Millionen Beschäftigte. Die Tarifverhandlungen werden für den Einzel- sowie für den Großhandel separat und bisher auf Landesebene geführt.

Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von zwölf Monaten. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu.

Die Arbeitgeber bieten eigenen Angaben zufolge eine Anhebung der Tarifentgelte von mindestens zehn Prozent in zwei Stufen sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro an. Die Laufzeit soll demnach 24 Monate betragen.

Verdi nicht zufrieden

Der HDE hatte sich bereits vor einigen Wochen in den Konflikt eingeschaltet und den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen. Nach einem Beschluss des tarifpolitischen HDE-Ausschusses besteht für tarifgebundene Unternehmen seit dem 1. Oktober die Möglichkeit, «freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen», hieß es. Unter anderem die Rewe-Gruppe und einige andere Handelsunternehmen folgten dieser Empfehlung.

Verdi hatte die vom HDE vorgeschlagene Entgelterhöhung als zu niedrig zurückgewiesen. «Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust. Die Beschäftigten beziehen ohnehin schon sehr niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst die Löhne zusätzlich auf», teilte Gewerkschaftschef Frank Werneke Mitte September mit.