29. April 2024

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Wahrgenommene Arbeitszeit bei Vollzeitjobs nimmt ab

Es scheint nicht recht zum Fachkräftemangel zu passen: Nach eigener Einschätzung arbeiten Vollzeitkräfte 36 Minuten weniger als vor zwölf Jahren. Doch eine Statistik sagt etwas anderes.

Eine gute halbe Stunde pro Woche weniger: Ein durchschnittlicher Vollzeitjob in Deutschland hat sich nach dem Empfinden der Arbeitnehmer innerhalb von zwölf Jahren deutlich verkürzt. Vollzeit-Arbeitnehmer leisteten im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 40,0 Stunden pro Woche, wie das Statistische Bundesamt berichtet.

Im Jahr 2010 waren es noch 40,6 Stunden gewesen. Frauen in Vollzeit arbeiteten demnach 2022 mit 39,2 Stunden etwas kürzer als die Männer, die 40,4 Stunden pro Woche im Job verbrachten.

Gegenläufig entwickelte sich bei steigendem Anteil die Wahrnehmung von Teilzeitjobs. Sie verlängerten sich in der Einschätzung von 18,4 Stunden im Jahr 2010 auf zuletzt 21,2 Wochenstunden. Hier fiel der Anstieg bei den Frauen etwas stärker aus als bei den Männern. Die Frauen arbeiteten im vergangenen Jahr mit 21,7 Stunden in Teilzeitjobs länger als die Männer mit 19,5 Stunden.

Die Angaben stammen aus dem Mikrozensus, bei dem die Befragten eigene Angaben zur Dauer ihrer Beschäftigung gemacht haben. Durch die beiden gegenläufigen Trends bei Voll- und Teilzeit nahm unter dem Strich die angenommene Wochenarbeitszeit um 0,4 Stunden auf 34,3 Stunden ab.

In den detaillierten Arbeitszeit-Statistiken des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Arbeitsagentur (IAB) finden sich die Selbsteinschätzungen der Menschen allerdings nur zum Teil wieder. Die IAB-Zahlen beruhen auf Angaben aus den Betrieben und einer Vielzahl weiterer Datenquellen.

Demnach hat sich die tarifliche oder betriebsübliche Wochenarbeitszeit bei Vollzeit zwischen 2010 und 2022 sogar etwas verlängert von 38,06 auf 38,20 Stunden. Die nach Urlaub, Krankheit und weiteren Einflüssen tatsächlich geleistete Arbeitszeit fiel bei Vollzeitlern aber innerhalb von zwölf Jahren um 4,7 Prozent auf 1588 Stunden im Jahr.

Teilzeitarbeitszeit nimmt zu

Bestätigt wurde laut IAB-Statistik der Trend zu mehr Teilzeitarbeit. Die vereinbarten Arbeitsverhältnisse verlängerten sich im Schnitt von 16,10 auf 18,06 Stunden, also fast zwei Stunden pro Woche mehr. Laut IAB stieg die Jahreszahl der von Teilzeitkräften geleisteten Arbeitsstunden um 5,9 Prozent auf 756 Stunden.

Die gewerkschaftliche Böckler-Stiftung forderte angesichts der Ergebnisse, die Vollzeit so auszugestalten, dass sie mit familiärer Sorgearbeit vereinbar werde. Es gebe bei 40,0 Stunden durchaus noch Spielräume zur Arbeitszeitverkürzung, sagte die wissenschaftliche Direktorin Bettina Kohlrausch. Dies sei eine Voraussetzung, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen, die immer noch den Großteil der Sorgearbeit zu tragen hätten.