28. April 2024

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Wissing setzt auf Dienstwagen-Effekt für günstige E-Autos

E-Autos sind derzeit in der Anschaffung noch vergleichsweise teuer. Damit sich das ändert, kommt dem Gebrauchtwagenmarkt eine wichtige Bedeutung zu.

Elektroautos sollen eine wichtige Rolle spielen, damit Klimaziele im Verkehr erreicht werden können – oft sind sie in der Anschaffung aber noch teurer als Verbrenner.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt auch auf einen «Dienstwageneffekt», um zu mehr gebrauchten Elektroautos mit günstigeren Kaufpreisen zu kommen. «Der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen speist sich im Augenblick vor allen Dingen aus dem Dienstwagenmarkt», sagte Wissing der Deutschen Presse-Agentur. «Sehr viele E-Autos, die angemeldet werden, sind Dienstwagen.»

Diese Flotten erneuerten sich schneller, und dadurch entstehe ein Gebrauchtwagenmarkt. «Wir reden da auch nicht über große Limousinen, wie viele meinen. Der klassische Dienstwagen ist ein Standardfahrzeug.»

Dienstwagenregelungen als Chance

Der Durchschnittspreis für neue E-Autos liege aktuell bei mehr als 40.000 Euro, so Wissing. Es gebe noch kein ausreichendes Angebot an Gebrauchtwagen. «Aber wir müssen die Frage beantworten, wie kommen zum Beispiel der Krankenpfleger und die Krankenschwester auf dem Land zu flexiblen Zeiten ins Krankenhaus?», sagte Wissing. «Ich kann den Leuten ja nicht sagen, kauft euch für 40.000 Euro ein Elektroauto. Oder: Nehmt den Bus, wenn es nur ausgedünnte Fahrpläne gibt.»

Dienstwagenregelungen seien immer schon eine Chance gewesen, moderne Fahrzeuge schnell in den Markt zu bringen, sagte der Minister. Dass der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen sich im Augenblick vor allen Dingen aus dem Dienstwagenmarkt speise, «sollten auch diejenigen im Blick haben, die einerseits Klimaschutz durch Elektromobilität voranbringen wollen und andererseits fordern, wir sollten Dienstwagen abschaffen». Wissing zielt damit auf Forderungen, steuerliche Vergünstigungen für Dienstwagen zu streichen.

Der Gebrauchtwagenmarkt mit reinen Elektroautos ist in Deutschland allerdings zuletzt kaum vorangekommen. Im ersten Halbjahr machten sie nur 1,25 Prozent der Besitzumschreibungen aus – das war sogar ein minimaler Rückgang zum Vorjahreszeitraum. Zentraler Grund ist, dass es schlicht noch nicht genug ältere Stromer im Fahrzeugbestand gibt.

Größeres Angebot an gebrauchten Stromern ab 2024

Bis sich das ändert, wird es noch einige Zeit dauern. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erwartet ein größeres Angebot an gebrauchten Stromern ab 2024 oder 2025, wenn die Leasingrückläufer der vergangenen Jahre in den Markt kommen.

Bisher werden reine Elektroautos überdurchschnittlich oft an Privatpersonen verkauft. Auch das bremst aber ihre Ankunft im Gebrauchtmarkt, weil Privatkunden ihre Fahrzeuge nach Auskunft des Marktbeobachters DAT im Schnitt länger halten.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren die reinen Stromer bei Privatkunden mit einem Anteil von 20,3 Prozent an den Neuzulassungen beliebter als bei Firmen, wo sie 13,6 Prozent ausmachten, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht. Selbst wenn man Autohandel, Vermieter und Autohersteller herausrechnet, bleibt die Stromerquote unter den neuen Firmenwagen mit 17,7 Prozent noch deutlich hinter den Privatautos zurück.

Einer aktuellen Befragung der DAT unter Dienstwagenfahrern zufolge machen reine Stromer erst 6 Prozent der Firmenflotten aus. Für immerhin 19 Prozent der Dienstwagenfahrer sind sie aber die wahrscheinlichste Wahl beim nächsten Fahrzeug – unter anderem wegen steuerlicher Vorteile. Selbst das wäre aber noch weniger als bei den Privatautos.

Wissing: «Brauchen Wettbewerb der Technologien»

Verkehrsminister Wissing betonte mit Blick auf den Wandel zu neuen, klimaschonenden Antrieben: «Wir stehen vor der Frage, wie der Individualverkehr in Zukunft für jede und jeden bezahlbar gestaltet werden kann.» Daher setze er sich für «Technologieoffenheit» ein. «Auch weil wir sehen, dass E-Fahrzeuge preislich für viele derzeit nicht erreichbar sind.»

Wissing sagte weiter: «Mit Elektromobilität allein sind wir nicht am Ziel und brauchen deswegen weiterhin einen Wettbewerb der Technologien.» Daher sollte man sich darauf verständigen, alle Technologien offen zu halten und die Frage von Effizienz und Kosteneffizienz im Wettbewerb zu klären.

«Die Bürgerinnen und Bürger sollen das für sie günstigste und beste Angebot auswählen können.» Dafür brauche man einen technologieoffenen Wettbewerb. «Für gute Angebote muss die Automobilindustrie sorgen. Dass deutsche Autobauer das können, haben Sie bereits eindrucksvoll bewiesen.»

Konkret macht sich Wissing auch für klimaneutrale künstliche Kraftstoffe auf Strombasis (E-Fuels) stark. Sie sind von einem Masseneinsatz derzeit noch weit entfernt.

Von Andreas Hoenig, Christof Rührmair und Sascha Meyer, dpa