27. April 2024

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Lindner offen für Alternativen beim Agrardiesel

Der Finanzminister versucht vor einer Demonstration von Landwirten in Berlin, die Wogen etwas zu glätten. Die Betroffenen dürfte das kaum beruhigen. Auch in der Union wird der Protest lauter.

Finanzminister Christian Lindner hat sich vor den am Montag geplanten Bauernprotesten offen für Alternativen zur anvisierten Streichung von Steuervergünstigungen für Landwirte gezeigt. «Um es klar zu sagen, ich bin kein Freund der Belastung der landwirtschaftlichen Betriebe», sagte der FDP-Chef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Deshalb werde man miteinander in Regierung und Koalition sprechen müssen. «Ich bin für Alternativen offen», betonte er. Scharfe Kritik an den geplanten Kürzungen bei den Landwirten kam aus der Union.

Der Deutsche Bauernverband hat für diesen Montag zu einer Kundgebung unter dem Motto «Zu viel ist zu viel» in Berlin aufgerufen. Damit soll Empörung über ein Aus für Regelungen zum Agrardiesel und für die Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft gezeigt werden. Als Redner erwartet wird auch Bundesagrarminister Cem Özdemir.

Habeck verteidigt Entscheidung zum Agrardiesel

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) verteidigte die Ampel-Pläne im Agrarbereich. Zugleich nahm er seinen Parteifreund Özdemir in Schutz. «Der Bundeskanzler, der Finanzminister und ich haben die Entscheidung zur Agrardiesel-Beihilfe im Sinne einer Gesamtlösung treffen müssen», sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. «Das war nicht leicht und auch ich weiß um die Härten. Der Landwirtschaftsminister hat davor gewarnt, die Agrardiesel-Beihilfe zu streichen. Cem Özdemir kennt die Lage der Bauern und die Belastung und hat das sehr deutlich gemacht.»

Er habe diese Argumente auch mit den Regierungspartnern diskutiert, sagte Habeck. «Aber wir müssen in Folge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts mit weniger Geld auskommen und Ausgaben beschränken. Und wir drei haben diese Entscheidung im Rahmen des Gesamtpakets getroffen.»

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb in einer Mail an seine Anhänger, im Durchschnitt werde durch die Ampel-Pläne «jeder landwirtschaftliche Betrieb im Jahr mit 4000 Euro zusätzlichen Steuern belastet». Die Bundesregierung wolle nicht sparen, sondern suche vor allem nach neuen Einnahmequellen. Dabei habe die FDP «doch versprochen, die Steuern nicht zu erhöhen». Die Union werde sich «mit großem Nachdruck dafür einsetzen, dass diese Steuererhöhungen nicht kommen werden», kündigte der Unionsfraktionsvorsitzende an.

Breher: «Dem Klima dient diese Entscheidung nicht»

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Silvia Breher sagte der Deutschen Presse-Agentur, die grüne Branche werde mit fast einer Milliarde Euro pro Jahr zusätzlich belastet. «Dem Klima dient diese Entscheidung nicht, denn Alternativen stehen den Landwirtschaft- und Forstwirten nicht zur Verfügung.» Es gebe weder Planungssicherheit noch würden die notwendigen finanziellen Mittel für den Umbau der Tierhaltung bereitgestellt.

Die Chefin des Wirtschaftsflügels der Union, Gitta Connemann, warnte, ohne Diesel könne kein Acker bestellt werden: «Eine Kostenexplosion ist vorprogrammiert.» Die CDU-Abgeordnete und Chefin der Mittelstands- und Wirtschaftsunion sagte der dpa: «Die Pläne der Ampel wirken wie ein Sonderopfer. Ein Prozent der Bevölkerung sollen zehn Prozent der Einsparungen tragen.»

Habeck hatte sich am Mittwoch nach langen Verhandlungen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) darauf geeinigt, wie nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher im Bundeshaushalt für 2024 sowie im Klima- und Transformationsfonds gestopft werden sollen. Dazu gehören auch die Kürzungspläne im Agrarbereich.