Die Verlegearbeiten an der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 sind wiederaufgenommen worden.
«Das Pipeline-Verlegeschiff «Fortuna», das am 24. Januar die Arbeiten im Verlegekorridor in der dänischen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) aufgenommen hatte, hat nach erfolgreichen Verlegetests heute mit der Weiterverlegung begonnen», teilte die Projektgesellschaft am Samstagabend mit. Alle Arbeiten erfolgten in Übereinstimmung mit den vorliegenden Genehmigungen. «Zum Bauablauf und den weiteren Planungen werden wir entsprechend informieren», hieß es.
Schon vor gut zwei Wochen hatte das russische Spezialschiff «Fortuna» mit Vorbereitungen und Tests begonnen. Zuletzt war Ende des vergangenen Jahres ein 2,6 Kilometer langer Abschnitt in deutschen Gewässern fertiggestellt worden. Der Bau hatte zuvor ein Jahr geruht, nachdem Sanktionsdrohungen aus den USA Ende 2019 zum Abzug von Spezialschiffen einer Schweizer Firma geführt hatten.
Nach Angaben von Nord Stream 2 sind 94 Prozent des rund 1230 Kilometer langen Doppelstrangs bereits fertiggestellt. Er soll einmal 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland befördern. Den Angaben zufolge fehlen noch etwa 120 Kilometer in dänischen und 30 Kilometer in deutschen Gewässern. Das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte Mitte Januar den sofortigen Weiterbau in deutschen Gewässern erlaubt, nachdem die Genehmigung Ende vergangenen Jahres ausgelaufen war. Derzeit ist die Genehmigung allerdings außer Kraft, weil Umweltverbände Widerspruch eingelegt haben.
Das fast vollendete Projekt steht zunehmend unter Druck. Nachdem schon Sanktionsdrohungen aus den USA zum Abzug von Firmen geführt hatten, verhängte die Trump-Administration zum Ende ihrer Amtszeit tatsächlich Strafmaßnahmen gegen das russische Unternehmen KVT-RUS und erklärte deren Verlegeschiff «Fortuna» zu «blockiertem Eigentum». Welche Auswirkungen das auf das Schiff außerhalb von US-Hoheitsgewässern hat, ist unklar.
Das US-Außenministerium begründete die Sanktionen damit, dass die Fertigstellung von Nord Stream 2 Russland die Möglichkeit eröffnen würde, «natürliche Ressourcen als Mittel für politischen Druck und bösartigen Einfluss gegen Westeuropa zu nutzen». Kritiker des Projekts werfen Russland vor, mit der Pipeline Länder zwischen Russland und Westeuropa aus dem Gastransit herausnehmen zu wollen, um sie so erpressbarer zu machen.
Befürworter der Pipeline wiederum werfen den USA vor, lediglich die Marktchancen für das eigene Fracking-Gas verbessern zu wollen. Mecklenburg-Vorpommern hat eine landeseigne Stiftung gegründet, die gegebenenfalls auch gewerblich aktiv werden kann und so das Projekt etwa durch Ankäufe von Maschinen und Material vor Sanktionen schützen könnte. Laut Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird das russische Erdgas für Gaskraftwerke als Brückentechnologie der Energiewende benötigt.
Umweltschützer bestreiten den Bedarf an Erdgas und kritisieren Nord Stream 2 hingegen als große Investition in einen fossilen Energieträger. Sie betonen die klimaschädliche Wirkung von Erdgas, etwa durch entweichendes Methan bei der Förderung und beim Transport. Auch wegen Russlands Umgang mit dem vor kurzem verurteilten Kreml-Kritiker, Alexej Nawalny, fordern Kritiker, Nord Stream 2 zu stoppen.
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